18
Feb
2015

Bald...

Heute um 06.40 kommt das Taxi und fährt mich in die Klinik zur OP, ist eigentlich eine frauliche Routinesache, aber trotzdem sitze ich hier und kämpfe mit der Angst, okay zwar nicht die ganze Zeit, aber sie ist da..vor allen Dingen weil ich durch den Eingriff ein Trauma erlebe, was ich schon seit der Kindheit habe..einen Bauchschnitt..okay klingt vielleicht harmlos, aber mein Oberkörper ist seit der Geburt verkürzt und meine Organe sind zwar vollzählig, aber sie haben ungefähr seit 42 Jahren genauso viel Platz, wie ein japanischer Arbeitnehmer, der sich jeden Morgen und Abend freiwillig in eine Tokioer U-Bahn quetschen lässt..nur mit dem Unterschied, dass meine Organe 24 Stunden täglich in einem U-Bahn ähnlichen Zustand sich befinden..

Es wäre mir grade am liebsten, wenn ich mit dem Finger schnippen könnte und zack..Donnerstag..scheisse echt..eigentlich ist das meine 34. OP und man könnte daher meinen, ich hätte mich dran gewöhnt..nee, nicht so wirklich...je älter ich werde, und bewusster ich mich wahrnehme, desto grösser ist die Angst..ich mag einfach mein Leben und ich häng auch irgendwie dran..okay, ich denke mal, das tut fast jeder..und vielleicht reagiere ich grade übertrieben, aber vielleicht ist es auch legitim..
Im Moment ist es jedenfalls so, als wäre ich nicht richtig hier, als wäre die OP, die heute nachmittag stattfinden soll, nicht real..ich seh auch grade, wie meine Finger die Tastatur betätigen, und ich jedes Wort lese, das ich schreibe, aber ich hab das Gefühl, ich steh neben mir..

Ich bewundere Menschen, die bei solchen Eingriffen ganz cool und gelassen sind, das bin ich zwar auch, aber in anderen Bereichen, aber die zählen jetzt grade nicht..ich hab das Gefühl, ich müsste ein Physik-Examen bestehen, hätte mich aber nur mit Biologie-Themen darauf vorbereitet..es passt nicht so zusammen..im Moment möchte ich irgendwie rufen "Hey kann ich nochmal anfangen, mehr Zeit haben, dann mach ich es bestimmt gut und verhalte mich auch professioneller.."..aber ich komm an die Notbremse nicht ran..ich kann es nicht aufhalten, weder die Zeit noch den Eingriff..

Auf der rationellen Seite steht da ganz klar "der Eingriff ist notwendig, ohne den wird das wirklich heftig und die Folgen malen wir uns jetzt mal lieber nicht aus.."

aber dann kommen Zwischenrufe von der emotionalen Seite "Hey scheisse, was ist, wenn die sich verschnibbeln, was ist wenn Du nicht mehr aufwachst, was ist wenn es keinen Donnerstag gibt, zu dem Du Dich hinschnippen lassen willst?"...

Es ist echt beschissen, genau in der Mitte von Rationalität und Emotionalität zu sein...passt aber auch zu meiner Sternzeichen Konstellation, Löwin mit Jungfrau Aszendent.. ( yepp, jetzt kommt noch die Astrologie mit ins Boot, lockert vielleicht die Stimmung )
gelassene Grosskatze, die ihren Wert kennt und sich aber auch mal gerne überschätzt, wird von überbordend-sicherheitsdenkender Jungfer immer mal wieder torpediert und das im eigenen Haus..

Eigentlich sollte man sich für eine Seite entscheiden und die dann auch konsequent leben, aber das habe ich bislang nie hinbekommen..dieses Hin- und Hergerissensein zwischen "Janz ruhig et läuft, was regste Dich auf" und "scheisse wir werden alle sterben, aber ich trag einen Helm, vielleicht hilft es ja.."...begleitet mich schon mein ganzes Leben..

Wenn man das positiv erklären will, dann kann man sagen "zumindest wird es in der Tante nie langweilig, weil sie selber nicht weiss, wie sie in Situationen reagieren wird"..

Betrachtet man es negativ, dann wäre die Frage legitim "Himmelherrgott, entscheide Dich gefälligst mal, und spring gedanklich nicht so rum, das macht einen ja nervös.."..

mmhmm..okay..in knapp drei Stunden klingelt der Wecker...ich fang schon mal an zu schnippen und schnitz mir gleichzeitig einen Helm, mal sehen, was dabei rauskommt...

Bin ich bereit? Nein...Gebe ich auf? Auch nein..es geht doch nichts über eine klare Linie...

Gute Nacht...
483 mal gelesen

30
Jan
2015

Das Interview

Gestern habe ich mir den Film "Die Frau des Zeitreisenden" angesehen, das Buch habe ich schon vor Jahren gelesen und fand die filmische Umsetzung nicht so schlecht, aber dabei kam mir eine Idee..wie wäre es, wenn man sich selbst interviewen würde? Anders ausgedrückt, wenn man dem Kind ( so zwischen 6 und 12 Jahren ), das man mal war, Rede und Antwort steht. Und zwar als die Person, die man heute ist. Haben sich Träume und Wünsche erfüllt? Was wurde aus einem/einer im Laufe der Zeit, was hat man erlebt, was ging schief, wer ist man jetzt? Eben so eine Art Zwischenstand
in Form von Fragen beantworten..okay...

Hallo M..

Du bist jetzt 42, laut Douglas Adams, besitzt Du jetzt zahlentechnisch die Antwort auf alle Fragen nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest..

Ja, Du hast Dich eigentlich ganz gut gehalten, siehst jetzt nicht so schlecht aus, aber die ersten Falten um die Augen machen sich schon leicht bemerkbar.

Und nun ja, Du färbst jetzt auch Deine Haare, wenn auch erst mal nur in Form von Strähnchen, ein bisschen eitel warst Du ja schon immer, wobei Du damals, als Du mit sechs Jahren Dich das erste mal mit Mum's Make-up geschminkt hast, Du eher aussahst, als wärst Du die Tochter des Jokers aus "Batman"..erst mit Beginn der Teenagerzeit hast Du das Gespür dafür bekommen, dass Lippen auch Konturen haben, die man nicht übermalen sollte...

Und nein, leider hast Du weder Chris Norman von der Gruppe Smokie, noch Shakin' Stevens oder den Sänger von a-ha ( Morten Harket )geheiratet, auch wenn Du von allen dreien einen Bravo-Starschnitt hattest und Du sogar wegen Morten ein paar Brocken Norwegisch gelernt hast.( den Satz: Da steht ein Elch im Wald / Det er baren en elk i skugen..kannst Du übrigens heute noch )

Geheiratet hast Du aber schon und zwar eigentlich wie und wen Du Dir gewünscht hast..ja, es war wirklich ein Rheinländer, das war damals ein grosser Wunsch von Dir, nachdem Du immer das "Colonia Duett" beim Kölner Karneval angesehen hast..und Du hast auf eine besondere Art geheiratet, zwar bist Du nicht - wie ursprünglich geplant - direkt nach der kirchlichen Trauung im Brautkleid ins Taxi gestiegen und an den Flughafen Frankfurt gefahren..weil Du hofftest, in dem Aufzug könntest Du erster Klasse fliegen..

Nein, Du hast Dir den Verlobten geschnappt und bist gleich nach Schottland und hast da "ja" gesagt..dem hiesigen Standesbeamten hast Du damit ganz schön ins Schwitzen gebracht, er hat einige Male versucht, Dich umzustimmen, damit Du hier heiratest und eben Deinen Honeymoon in Schottland erlebst..Aber Deine Sturheit, wenn Du etwas unbedingt willst, hast Du bis heute nicht abgelegt...

Die Hochzeit war toll, auch wenn keine Familienmitglieder anwesend waren, aber so habt Ihr beiden es gewollt, denn Ihr hattet die Einstellung, dass bei einer herkömmlichen Feier das Brautpaar irgendwie zu kurz kommt und Dich grauste es sowieso davor, durch einen Spalier von Feuerwehrleuten oder anderen auffälligen Berufszweigen aus der Kirche zu laufen...da war die Zweisamkeit wesentlich besser..und die Jahre danach waren eigentlich auch schön, für eine gewisse Zeit wart Ihr ein eingespieltes Team...

Allerdings trägst Du inzwischen keinen Ehering mehr, den hast Du vor 5 Jahren abgelegt. Eure Scheidung war aber sehr friedlich, und der Kontakt wurde im beiderseitigen Einverständnis komplett gekappt. Auch wenn es schon ein wenig schmerzvoll war..

Nein, Kinder hattet Ihr keine, leider hast Du also keinen Aaron bekommen, aber Du lächelst zumindest immer noch, wenn Du den Namen irgendwo hörst..Und komischerweise hast Du bis heute keinen blassen Schimmer, wie Du denn ein Mädchen genannt hättest...:-)

.Aber immerhin hattet Ihr beiden fast zehn Jahre eine ganz gute Ehe geführt, aber dann kam bei Dir eben wieder dieser Freiheitsgedanke durch, den Du schon als Kind hattest.
Und Du hast Dir damals schon, ich weiss nicht wie oft, gewünscht, nicht immer unter Beobachtung zu stehen, sondern mal nur für Dich verantwortlich zu sein.
Du musstest also gehen, weil Dein Partner zwar Deinen Freiheitsdrang verstand, aber er wollte gebraucht werden und darüber hinaus nicht für den Rest seines Lebens nur noch der beste Freund sein..also trennten sich Eure Wege..

Das gluckenhafte Bemuttern, das "über Deinen Kopf hinweg Entscheiden", was es damals immer gab, besteht heute eigentlich nicht mehr. Denn leider starb Dein Vater 2013 an Krebs, er schlief ganz friedlich am 1. Januar ein und Deine Mutter ist heute ein Pflegefall, es ist sogar jetzt also so, dass Du Dich nun kümmerst und manchmal auch gluckenhaft bist und erst jetzt kannst Du so langsam verstehen, wie es ist, Sorgen um jemand zu haben und merkst dabei, dass es damals kein böswilliges Verhalten Deiner Familie war, sie wollten einfach nur, dass es Dir gutgeht..

auch wenn sie oft "vergessen" haben, Dich zu fragen, was Du möchtest, oder Dich nicht in ihrem Handeln miteinbezogen ..Es war okay so, glaube mir, Du hast es überlebt..Du warst überhaupt ein kackfrecher, zickiger Teenager, hast Deine Jungfräulichkeit mit knapp 17 Jahren verloren, Du hast damals sogar triumphiert, denn Du standest eigentlich auf Platz 4 der "wer macht es zuerst"-Liste, die Du mit drei Freundinnen während einer der berühmt- berüchtigten 80er-Jahre Baggersee-Nacht-Parties erstellt hast..


Ja, Gefeiert hast Du viel und kamst meist morgens erst um sechs oder sieben nach Hause...mit knapp 18 bist Du dann für zwei Tage mit einer holländischen Männer-Strip Gruppe mitgefahren, ohne zu Hause Bescheid zu sagen, Du wurdest polizeilich gesucht und hattest trotz Volljährigkeit drei Monate Hausarrest..Aber das war die Sache wert..


Dann kam mit 21 Jahren der härteste Einschnitt in Deinem Leben, aber dazu erstmal die gute Nachricht, ja, der Buckel, den Du seit Deiner Geburt aufgrund Deiner Behinderung hattest und furchtbar fandest, ist nicht mehr da, aber dafür kam ein anderes Hilfsmittel hinzu, was Dir wohl bis zum Rest Deines Lebens erhalten bleiben wird. Ein Rollstuhl.
Eine Wirbelsäulen-Op, die damals dringend notwendig war, klappte nicht so, wie gewünscht..Du hattest Hoffnungen in diesen Eingriff gesetzt, nicht nur, dass Dein Buckel endlich verschwinden sollte, Du wolltest auch grösser werden..naja ein paar Zentimeter sind es zwar wirklich geworden, aber kleiner als eine Parkuhr bist Du trotzdem noch..

Du hast 8 Wochen lang nach dem Eingriff wirklich jeden Tag daran gedacht, Deinem Leben ein Ende zu setzen..Du warst dabei wirklich kreativ, es lag vielleicht auch daran, dass Du damals viel "MacGyver" gesehen hast, der konnte ja aus einer Büroklammer und einem Filzstift eine Panzerfaust bauen..aber je länger es dauerte, wurde Dir bewusst, dass es feige sein würde, einfach aufzugeben..Das wärst nicht Du gewesen, weder damals noch jetzt..

Und doch hat es gut drei bis vier Jahre gedauert, bis Du Dich wieder unter Menschen getraut hast, machtest erneut Deinen Führerschein, hast Dir ein Auto gekauft..Deine erste Fahrt war übrigens zum Supermarkt und Du hast fast eine Stunde im Wagen gesessen, bist Du soweit warst, den Rolli auszuladen und die Packung Miracoli zu kaufen, die Du eigentlich gar nicht gebraucht hast..(Denn Du kannst inzwischen so gut kochen, dass es kein Magenauspumpen mehr als Dessert gibt...)

Eigentlich hat Dir Dein Glaube in dieser Zeit dabei viel geholfen, und auch wenn Du bis heute einiges an hochgeistiger und theologisch-wissenschaftlicher Literatur gelesen und mitbekommen hast, Gott ist für Dich immer noch der bärtige Mann mit den Birkenstock-Dingern und dem Bettlaken..Ja, Du redest immer noch mit ihm..manchmal bist Du spirituell fremdgegangen, hast Dich sogar eine Zeitlang mit Tarot und Pendeln beschäftig, aber wenn die Kacke bei Dir am Dampfen war ( und auch noch ist ), dann sitzt Du immer noch am Bettrand und redest mit ihm, interessanterweise machst Du jetzt inzwischen dazu das Kreuz, weil Du denkst, es sei eine Türklingel...Er ist nach wie vor ein wichtiger Stützpfeiler in Deinem Leben...Und mit 9 Jahren hat man Dir übrigens erklärt, dass Maria keinen Affen hatte, sondern dass es "Ave Maria" hiess..
aber das nur am Rande..

Nein, auch wenn Du ziemlich grosse Stücke auf ihn hälst, gehst Du trotzdem nicht in die Kirche, zumindest zu keinen Messen, Du fühlst Dich wohler, wenn Du dort beinahe alleine bist..Aber inzwischen hast Du einen Geschmack für Kirchenmusik bekommen und Du durftest erleben, dass ein Kirchenchor sehr schön klingen kann und eben kein Hort ist für mittelgescheitelte Hornbrillenträger und geduttete Faltenrockbesitzerinnen, der sich frömmelnd einen langweiligen Wolf singt..

Sport machst Du inzwischen ganz gerne, aber leider musst Du immer wieder pausieren, weil Dein Körper hin und wieder mehr Ruhe braucht, als früher, das ärgert Dich, aber es ist nun mal so..und Du hast immer noch Angst vor Operationen, obwohl Du inzwischen schon 34 über Dich ergehen lassen musstest..Jetzt am Freitag ( der 13!!! nein, abergläubisch bist Du eigentlich nicht, ausser die Sache mit der schwarzen Katze macht Dich nervös ) musst Du erneut unters Messer, ja Du hast schon eine Scheissangst davor, aber Du kommst nicht drumrum, aber Deine Behinderung trägt dazu bei, dass alle OP-Beteiligten besonders auf Dich aufpassen, es wird also schon irgendwie klappen..

Tja Dein Optimismus und Deine Liebe zu Sofakissensprüchen ist Dir bis heute erhalten geblieben, und ironisch bist auch geworden, manchmal schiesst Du auch übers Ziel hinaus und kannst schon mal ein wenig fies werden, trägst aber dann die Konsequenzen, entschuldigen kannst Du Dich inzwischen auch.

Allerdings fällt Dir das Pflegen von Freundschaften nicht so leicht, manchmal tauchst Du einfach ab, ohne ein Wort..

Du nennst es inzwischen Rückzüge und kündigst das -zumindest manchmal- vorher an..Du hast irgendwann mal gesagt, wenn man mit Dir befreundet sein möchte, dann kann es einem so gehen, wie den Pflanzen auf Deiner Fensterbank, wenn man nicht ständig Giesswasser und Düngemittel verlangt und trotzdem dabei nicht welk wird, und dann sind das ideale Voraussetzungen für eine langanhaltende Freundschaft.

Aber wenn es drauf ankommt, dann bist Du für andere da und kannst auch gut zuhören, das hast Du in den letzten Jahren gelernt..

Aber bist Du auch zwischendurch auch etwas unnahbar, oder besser gesagt, Du gibst Dich oftmals cooler, als Du es in dem Moment tatsächlich bist..Wobei Du aber dann auch im Gegenzug Schwächen hin und wieder zugeben kannst..

Stell Dir also einfach vor, wie es damals war, als Du mal über einen Baumstamm balanciert- und nicht ins Wasse gefallen bist..heute ist das noch so ähnlich, okay über Baumstämme kommst Du zwar jetzt nicht mehr, aber selbst wenn Du Dich in die Kacke reinreitest, kommst Du irgendwie da auch wieder raus..okay, auch wenn es heute etwas länger dauert, weil das Nachdenken hinzugekommen ist, aber so schlimm ist das nicht, zumindest ist es erfolgreicher, als Deine kläglichen Versuche, Mathematik und Physik zu verstehen, das ist Dir bis heute nicht gelungen..wird sich auch nicht ändern, wenn ich Dir kurz vor Deiner Rente nochmal schreibe..bisschen Schwund ist ja immer....

Schlaf gut, und bitte änder jetzt nix an Deinem Leben, war schon gut so, wie es wurde..
487 mal gelesen

7
Jan
2015

Nachts, Teil 2

was vor ein paar Nächten noch nicht ging, kann- und möchte ich jetzt - mit etwas Abstand - schreiben..

Meine Mutter ist nun definitiv ein Pflegefall, zwar jetzt nicht komplett bettlägerig, aber die Zeiten der gemeinsamen Einkäufe sind ( hatte mal dazu auch einen Blog ) wohl vorbei.
Es tut schon etwas weh, weil wir beiden eigentlich Freundinnen waren, zumindest wurden wir das nach dem Tod meines Vaters. Vorher gab es eigentlich immer Differenzen, wenn auch keine schwerwiegenden. Aber nachdem mein Vater starb, erlangte sie eine gewisse Entspannung und sie hatte mehr Verständnis für meine Ansichten auf die Dinge des Lebens.

Jetzt ist es so, dass sie zwar dieser Freundin äusserlich noch ähnelt, aber vom Wesen her, ist sie zu jemand geworden, die ich (noch) nicht kenne. Ihr Gesichtsausdruck hat sich verändert, oftmals starrer Blick und wenn sie mich ansieht, dann ist es mehr ein "Durchmichdurchblicken", ich weiss nicht, ob das jetzt übertrieben, bzw. zu spirituell klingt, aber man sagt, wenn ein Mensch stirbt, dann sieht man es seinem Gesicht an, dass die Seele gegangen ist..Und bei meiner Mutter sieht es so aus, als hätte sich zumindest ein kleines Stück bereits von ihr verabschiedet....

Sie nimmt mich zwar schon noch wahr und redet auch mit mir, aber es fühlt sich so an, als wären alltägliche Sätze für sie inzwischen zu einer Art Fremdsprache geworden.

Auch wenn ihre krankheitsbedingte Veränderung sie dazu bringt, mich mit mehr Kosenamen zu betiteln, als sie es jemals vorher getan hat, fehlt doch die Herzlichkeit und das Liebevolle in den Worten..Und das fehlt mir jetzt schon...Klingt irgendwie egoistisch von mir, diesen Zustand von meiner Seite aus zu beklagen, kann ich doch nicht wirklich nachempfinden, wie es nun in ihr aussehen mag..Ich denke schon, dass es ihr bewusst ist, dass sich ihr Leben von jetzt auf nachher verändert hat, aber sie ist geistig nicht mehr in der Lager, mir einen Zweitschlüssel für ihre Sicht der Welt zu geben.

Den gab sie mir nach dem Tod meines Vaters, vorher hat sie nie wirklich über ihre Ängste, Gedanken oder Gefühle reden können. Sie nahm ihren Job als Mutter so ernst, dass sie immer für andere da war und ihre Bedürfnisse hintenangestellt hatte und nach aussen hin für jedermann sichtbar, die perfekte heile Welt darstellen, auch wenn es in ihrem Innern oftmals ganz anders aussah..Aber das ist wohl eine typische Verhaltensweise der Generation kurz nach Kriegsende..Genau aus dem Grund hatten wir oft heftige Auseinandersetzungen, weil ich mir diese heile Welt manchmal egal war und auch immer noch ist, wenn es mir nicht so gutgeht, dann darf das ruhig der eine oder andere wissen..Sie hätte beispielsweise nie so einen öffentlichen Blog geschrieben..Für mich ist das hier wichtig, ich kann noch nicht mal genau sagen warum, zumindest fühle ich mich ein wenig besser, wenn ich einen Beitrag geschrieben habe.

Natürlich - und das habe ich auch hier schon mehrfach erwähnt - habe ich auch sehr liebe und gute Freunde, denen ich vertrauen kann und die mir auch immer ihre Unterstützung und ihre Zeit zum Zuhören anbieten, aber das möchte ich nicht über Gebühr in Anspruch nehmen, wenn es mir nicht gutgeht, weil ich der Meinung bin, dass durch ein häufiges Abladen von Seelenkummer eine Freundschaft auf Dauer darunter leiden wird. Und das ist es mir nicht wert, aufs Spiel zu setzen. Vielleicht ist dann auch ein plausibler Grund, warum ich dazu diesen Blog nutze...hier habe ich auch das gefühl, dass mir zugehört (zugelesen) wird, aber der- oder diejenige kann dann einfach weiterklicken..

In einer Freundschaft bleibt dann so etwas unter Umständen länger bestehen und kann den Umgang miteinander verändern, weil man vielleicht als Zuhörer unsicher werden könnte und dann vielleicht anfängt, Worte auf die Goldwaage zu legen, weil das Abladen des Seelenkummers irgendwann als Charaktereigenschaft angesehen werden könnte..

Das möchte ich nicht, auch wenn es heisst, dass Freunde auch dazu da sind, und das ist echt klasse, wenn das wirklich der Fall ist..aber mit ihnen lachen, Scheiss machen, oder im Café Wertnoten in puncto "Outfits der anderen Gäste" verteilen, hat einfach mehr das Zeug, für eine beidseitige Win-Win-Situation..Momentan sind ja übrigens diese Wikinger-Kunstpelzmützen mit Stoffhörnern anscheinend sehr angesagt, aber irgendwie sehen damit alle Träger so aus, als hätten sie das Haupt eines überfahrenen und ausgehöhlten Ikea Zwerg-Elchs auf dem Kopf..aber das nur am Rande..


..Deswegen müssen die Selbstverantwortung, wie man mit seinen Problemen umgeht und die Selbsteinschätzung, was und inwieweit man jemandem etwas anvertrauen kann, ohne dabei die Person zu überfordern, unbedingt erhalten bleiben, sonst wird man auf die Dauer zu einem hilflosen Menschen, der es sich in der Opferrolle mehr oder minder "gemütlich" macht und anstatt an sich zu arbeiten, sich selbst zu reflektieren, lieber anderen Menschen und Situationen die Schuld gibt, wenn wieder eine Downphase kommt..

Das wurde mir in den letzten Tagen wieder klar..Aus diesem Grund habe ich wieder begonnen, mich mit heiteren, leichteren Dingen zu beschäftigen und nicht soviel Zeit für Grübeleien zu vergeuden. Momentan ist das noch so eine Art Hausaufgabe, weil dieser Wunsch nach Heiterkeit noch nicht so ganz meinem inneren Zustand entspricht, aber wenn ich mich weiterhin meiner Downphase widme, dann werde ich irgendwann dran kaputtgehen und dafür ist mir mein Leben einfach zu schade..Ich werde zwar jetzt nicht gleich morgen früh meinen Tacker leeren, Konfetti in die Luft schmeissen und rufen "Alaaf, de Zoch kütt..", aber ich will auf alle Fälle wieder meinen Weg suchen, das beste aus dem zu machen, was mir das Leben bietet..Grosse Worte, gell, aber das kann ich wirklich am besten ( also jetzt nicht die grossen Worte, sondern das beste aus Situationen machen..)...;-).. Und ich weiss auch, dass ich es schaffen werde, und vor allen Dingen wird dann diese - momentan abklingende - Downphase ins "Erfahrungs-Album" eingeklebt und wird mir sicherlich zukünftig helfen, Krisen besser zu händeln..zumindest bin ich zuversichtlich genug, dies zu hoffen..

Ach ja...mir ist noch ein Grund eingefallen, warum ich diesen Blog schreibe, weil es unter Umständen "da draussen" jemanden geben könnte, dem es vielleicht manchmal ähnlich geht und da die meisten Menschen nun mal Herdentiere sind, könnte eventuell dann das Wissen "ich bin vielleicht doch nicht allein mit meinen Gefühlen und Erlebnissen" ein wenig Besserung bringen..wäre schön..

Gute Nacht..
383 mal gelesen

3
Jan
2015

Hi

wenn der Weg das Ziel ist, warum gibt es dann überhaupt Ziele und eben nicht nur Wege? Oder anders ausgedrückt welche zusammenhangslosen Gedanken kommen einer in den Sinn, die jetzt ungefähr 28 Minuten das leere Textfeld dieses Beitrags angesehen hat und zwar schon weiss, dass sie schreiben will, aber keinen wirklichen Faden findet..

Die return-taste zum Entfernen des bereits Geschriebenen spielt dabei eine nicht ganz unwichtige Rolle, hab ein paar mal jetzt angefangen, beispielsweise eine Art Unterhaltung mit Gott..war jetzt nicht so der Bringer, zu viele Wünsche und Forderungen, zu wenig Eigenkapital im Moment zumindest...

Dann die Schilderung der Pflegebedürftigkeit meiner Mutter und den Super-Gau-Krach meiner restlichen Familie, der jetzt erst mal alle Fronten so verhärtet hat, dass Kruppstahl dagegen Alu-Folie ist..aber da ich das im Moment ja live erlebe, muss ich das jetzt hier nicht nochmal erwähnen, also auch wieder "return"...

Schreib doch dann was Psychologisch-Analytisches..passt jetzt auch nicht..weil ich dann dabei automatisch irgendwie den Anspruch habe, was wirklich Tolles hinzukleistern, gerne stark Frl Rottenmayer-mässig eingefärbt, als hätte ich keine Löffel zum Futtern der Weisheit benutzt, sondern mir Schaufelräder von Baggern aus einem Braunkohlerevier ausgeliehen, .

.Richard David Precht hatte das wohl auch im Sinn gehabt, zumindest ist die Ähnlichkeit der Grösse seines Mundes und die Form seiner Lippen mit dem eines mittelgrossen Schaufelrades verblüffend..

er ist einer der wenigen Menschen, für die ich jetzt nicht sofort bremsen würde, wäre ich zu nah am Zebrasteifen, weil er einfach schon eine Message hat, noch bevor klar ist, über welches Thema es überhaupt gehen soll....Paulo Coelho würde ich jetzt auch eher umnoggern, als über die Strasse zu lassen..ich halte ihn und seine spirituell angehauchten Werke nicht für echt, er scheint mir eher Damen beeindrucken zu wollen und das gelingt ihm eigentlich ganz gut, beispielsweise auf Facebook werden schon mal seine Ergüsse gern gepostet, dicht gefolgt von Hundewelpenbildern und Candy Crush Level-Erfolgen...für mich hat er den Charme eines nordamerikanischen Vorstadt-Autoverkäufers und wenn er eine Frau wäre, würde er Orgasmen vortäuschen, um Eindruck zu machen..er schafft es wirklich, das Prätentiöse salonfähig zu machen und kaum jemandem fällt es auf..

okay Fazit..nach 28 Minuten auf ein Textfeld blicken, hätte ich mit Gott sprechen-, mein Familien-Afghanistan darstellen- oder in die Tiefenpsychologie eintauchen können, stattdessen waren es zwei Philosophen, die ein wenig ihr Becel-Fett abbekamen, ich glaube, die können aber damit ganz gut leben und ich jetzt besser schlafen..Gute Nacht...:-)
320 mal gelesen

19
Dez
2014

Nachts..

In den nächsten 4 bis 5 Tagen wird sich entscheiden, ob meine Mutter ab sofort ein Pflegefall sein wird oder nicht.
Ich denke immer noch "scheisse, dass ist nicht echt.." Vor zwei Wochen war ich noch mit ihr einkaufen, sie hat ihren Haushalt ganz alleine erledigt, war ein selbständig denkender und handelnder Mensch, wenn auch körperlich nicht mehr so fit.

Und jetzt? Jetzt liegt sie mehr oder weniger da, wie eine Hülle..sie kann sich zwar einigermassen deutlich artikulieren, aber von Selbständigkeit ist nichts mehr wahrzunehmen und die Denkstruktur ist ohne jedweden Zusammenhang..ich rede mit ihr, wie mit einem Kind, wurde auch manchmal etwas ungehaltender ihr gegenüber, was mir sehr schnell leid tat. Muss sie immer wieder ermahnen zu trinken, das würde sie jetzt einfach vergessem..ach scheisse....Ich versuche mit dieser momentanen Hilflosigkeit umzugehen, es ist einfach unwirklich..bis vor wenigen Tagen war sie noch meine Mutter, die über ihre Arthritis klagte, sich mit der Nachabrin über den neuesten Klatsch austauschte, ihren Haushalt erledigte..Und jetzt ist sie eine Art sprechender Zombie..scheisse, scheisse, scheisse...

Der Moment vorgestern, als sie zuerst grunzende Laute von sich gab am Frühstückstisch, dann zusammensackte und die Atmung einstellte kommt mir immer wieder als Trailer ins Gehirn..in diesem Moment stand alles um uns herum still, wie ein Standbild.. schrie einfach immer wieder "Mama, Mama bleib hier.."..dann drisch ich auf sie ein, als die Atmung aussetzte, dabei liefen die vergangene Highlights aus meiner Kindheit, die ich mit ihr erlebt hatte, vor meinem inneren Auge..es ist wohl der gleiche Film, den Passagiere eines abstürzenden Flugzeugs nochmal sehen..Diese einminütige Atemaussetzung war so unendlich lange..Dann endlich, röchelte sie wieder..Erleichterung..Notarzt..Klinik..sieben Stunden warten, bis zu ersten Vorabdiagnose, Hirnschlag..Dienstag noch selbständig gehend, ab Mittwoch vormittag nur noch Hülle..

Die Krebserkrankung meines Vaters war zumindest so gnädig, uns 15 Monate lang darauf einzustellen, dass er geht..
Okay meine Mutter ist zwar noch hier, aber doch irgendwie nicht mehr, zumindest im Moment, aber das geht alles so schnell diesmal....Ist man dann überhaupt noch Kind, wenn beide Eltern nicht mehr da sind, oder zumindest nicht mehr so sind, wie man sie mal kannte..Auch wenn ich für meine Mutter da bin und mich um sie kümmere, so gut es geht, habe ich heute den Besuch bei ihr sehr weit in den Nachmittag verschoben..Ich war froh, dass ich genügend Arbeit im Büro hatte, aber dann ab 15 Uhr gab es einfach nichts mehr zu erledigen, nach Hause fahren, das konnte ich dann auch nicht, hätte mich schäbig und auf der Flucht gefühlt, auch wenn mir bewusst ist, dass solche Momente des Rückzugs zwischendurch einfach sein müssen..

Aber es war trotzdem irgendwie bizarr: ich nahm extra einen grösseren Umweg in die Klinik, fuhr vor jeder Ampel sehr langsam ( hupende Autos hinter mir waren mir scheissegal ) um jede Rotphase mitzunehmen..ich wollte einfach nicht so schnell dort sein..fuhr dann auch dreimal um den Parkplatz, obwohl der Behindertenparkplatz direkt am Haus von weitem sichtbar, frei war..In der Klinik liess ich dann zwei Leute vor am Lift ( Lastenaufzug..) ..und dann stand ich vor der Zimmertür, atmete tief durch und hoffte beim Öffnen auf eine wundersame Wandlung der Situation, zusammen mit einem fröhlichen "Ach, da ist ja mein Kind.."..aber hinter der Tür stand die Realität, angelehnt an die Schrankwand mit den Worten "Bin ich Jesus, oder was? Wächst mir Gras aus den Taschen? Komm schon, das glaubst Du doch wohl selber nicht.."

Stimmt!....wär aber schön gewesen..

Irgendwie ist es merkwürdig, wie mein Geist funktioniert, ich empfinde den 17. Dezember als meine Version des 11. Septembers..alles, was an Problemen, Ereignissen, Streitigkeiten, Missverständnissen, oder natürlich auch schönen Dingen davor war, sind zwar nicht vergessen, aber sehr weit in den Hintergrund gerückt und nicht wirklich wichtig..Die vertraute Unbekümmertheit ist weg..Es fühlt sich so an, als würde irgendwas in mir sich auf Werkseinstellung zurücksetzen..

Prioritäten ordnen, neu setzen, die neue Situation wie ein 1.000 Teile Puzzle entgegennehmen und zumindest mal anfangen, die Randstücke rauszusuchen und zusammenzusetzen, auch wenn ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt überhaupt nicht weiss, wie es weitergeht..klar, dass weiss eh niemand..und sollte sich der Zustand meiner Mutter nicht mehr verbessern, stehen in den nächsten Tagen ohnehin erst mal Klinik- und Behördengänge an, um die Pflege meiner Mutter irgendwie zu sichern. Damit bin ich dann erstmal beschäftigt..Nachdenken über die gegenwärtige Situation will ich jetzt eh nicht soviel..Ich hab mich früher immer gefragt, gibt das Leben Dir einen Sinn, oder gibst Du dem Leben einen?..Momentan ist es bei mir Ersteres bei mir...


Ich bin aber auch zum Glück nicht wirklich alleine, ich habe liebe Menschen um mich herum, die mir ihre Hilfe anbieten, von aktiver Hilfe, bis hin zu Kerze anzünden und gedanklich unterstützen, all das tut so unendlich gut..Und als ich in meinem letzten Eintrag darüber geschrieben habe, dass ich mir manchmal einen Präsentkorb von ihm da oben als Anerkennung gewünscht hätte..diesmal ist es zwar kein grosser Korb, aber zumindest einen "Gutschein": meine beste Freundin hat mich und noch ein paar andere Freunde für Heiligabend eingeladen, es gibt diese "wohl urtypisch" deutsche Spezialität: Würstchen und Kartoffelsalat..Fand ich früher immer merkwürdig..Freue mich aber sehr drauf..Danke für den Gutschein..


Ich bin zwar noch nicht soweit, wie Nina Ruge an jedem Ende ihres Lifestyle Magazins zu sagen: "Alles wird gut", aber zumindest ist ein "Es wird schon irgendwie weitergehen" wieder im Raum..

Liegt vielleicht auch an der Tatsache, dass ich heute abend zum ersten Mal weinen konnte..Es kam ganz plötzlich, ich war gerade dabei, die zweite Waschladung meiner Mum vorzubereiten, da sie sich im Moment sehr oft übergibt und daher mehrmals am Tag die Kleidung wechseln lassen muss.

Und als ich den Pullover in die Hand nahm, den ich ihr am Mittwoch morgen anzog, kurz vor dem Anfall , ging es los..so intensiv habe ich schon lange nicht mehr weinen können, es war wie damals, als ich Kind war, manchmal sehr laut, flehend, anklagend, tief traurig..habe alles stehen und liegenlassen und legte mich ins Bett, Decke über den Kopf, den Pullover noch in der Hand und dann fest an mich gedrückt, an einige 70er und 80er Jahre Heiligabende gedacht, in denen zunächst immer kurz vor der Bescherung eine ziemlich kratzige LP der Wiener Sängerknaben abgespielt wurde, die bei "Oh Du fröhliche" zwei, drei "Ohs" hinzufügten, weil die Nadel hüpfte.

.,das wurde dann durch mein Flötenspiel abgelöst, welches meine Schwester mit Buh-Rufen kommentierte, weil sie die Geschenke auspacken wollte, aber zumindest begleitete mich der Dackel meiner Grossmutter und übernahm die erste Stimme..dann hörte dieser Film wieder auf...

....Es war alles da, Angst, Wut, zurückgelassen werden, Ungewissheit, Freude, Wehmut..liess mich einfach gehen..Ich kann jetzt noch nicht sagen, dass es befreiend war, aber ich empfand es so, als würde mich ein Boxtrainer vor der Waschmaschine bei der Hand packen, mich in die eigene Ringecke setzen, das Pflaster, welches ich seelisch die letzten Tage vehement festhielt, abrreisen und sagen "Lass es einfach laufen..ist wichtig, sei verdammt nochmal Mensch..."

Ja, ich denke, das bin ich..egal was noch passieren wird..es wird gehen...irgendwie...schrob die Rollstuhlfahrerin..

Gute Nacht..

Ich habe zwar schon einige Nachträge gemacht, aber dieser hier ist besonders wichtig, grade auch für mich, und zwar wenn jetzt Momente kommen werden, in denen es mir nicht bewusst ist..;

egal, wer da nun im Klinikbett liegt, ich habe diese Person immer noch sehr lieb, weil sie einfach meine Mutter ist...die 42 Jahre einen tollen Job bei mir gemacht hat..
371 mal gelesen

17
Dez
2014

heute

Heute war wohl einer der schlimmsten, oder zumindest denkwürdigsten Tage meines Lebens..ich habe wahrscheinlich meine Mutter ins Leben zurückgeholt, weiss aber noch nicht, ob das gut oder schlecht war..

Heute morgen um zehn Uhr habe ich ihr Früchstück gemacht, plötzlich sackt sie zusammen und verlor das Bewusstsein, die Atmung setzte auch aus für eine Minute.

In Pankik drisch auf sie ein und sie begann wieder zu atmen, Notarzt kam, nachdem ich durch das Telefon brüllte, ich war hysterisch, aber dennoch bei klarem Verstand. Er brachte sie in die Klinik und dann kam heraus, dass es wohl einen kleiner Hirnschlag wäre..Nach zwei Stunden kam sie wieder zu Bewusstsein und dann war sie nicht mehr die Mutter, die ich bislang kannte, sie war vollkommen aggressiv, schrie mich an, und stiess einer nach der anderen Drohung gegenüber dem Rest der Familie aus.. Das Problem für mich war eben, ich hätte mit organischen oder anderweitigen, körperlichen Störungen umgehen können, aber auf diese drastische Wesensveränderung war ich nicht vorbereitet.

Komischerweise kann ich im Moment weder heulen noch irgendwie sonst lamentieren, bin immer noch auf "ich muss funktionieren" Modus...Habe auch mit der besten Freundin reden können, das half irgendwie...
ich bin immer noch recht ruhig und denke auch sehr sachlich, ist wahrscheinlich so eine Art Mechanismus des Körpers in Stresssitutaionen..

Ich weiss nicht, aber wenn man so zwischen 40 und 50 ist, wird man in dieses kalte Wasser namens "Du bist ab jetzt pfleger und Psychologe Deiner Eltern" hineingeschmissen..und das alles ohne Ausbildung...Ich habe heúte gesehen, welchen enormen Aufwand Pfleger und Ärzte leisten für einen Obulus, bei dem mancher ALG 2 bezieher sagen würde "dafür zuck ich noch nicht mal mit der Wimper beim Wachwerden.."..sorry für das Klischeedenken..Und trotzdem vertraut man diesen Menschen ein Leben an..und es funktioniert irgendwie...grade auch heute, als direkt neben dem Bett meiner Mutter auf der Aufnahmenstation eine junge Frau randalierte und die Ärztin angriff, weil diese sie wieder in eine psychosomatische Klinik einweisen wollte..ich stand daneben und hörte mit einem Ohr meiner Mutter zu, wie sie den Rest der Familie um die Ecke bringen wollte und auf der anderen Seite geriet diese junge Dame völlig ausser Kontrolle und wollte das Klinikequipment auseinandernehmen...wohl Klinikalltag in D an einem Mittwoch..

Dann gab es heute mittag einige Momente, in denen ich dachte, was für eine Familie habe ich eigentlich, eine nahe Blutsverwandte ( Schwester) die sensibler ist, als ein DIN-genormter Rauchmelder und einen Bruder meiner Mutter, der beim kleinsten Problem mit den Füssen aufstampft und dann das Weite sucht..Eigentlich ideale Vorlagen für einen mittelprächtigen Avantgarde-Film von Jean-Luc Godard ( franz. Filmemacher.. ), wer bin dann ich? Der da oben hat mich zwar behindert gemacht, aber im Gegenzug auch nicht ganz unschwach...trotzdem hatte ich heute mittag zwei Gedanken, die mich beschäftigten, der eine war, wenn ich jetzt keine Familie mehr hätte, wäre ich dann (endlich) frei? Was würde ich dann tun? Sicherlich reisen, ich würde mit dem Auto nach Schweden fahren und meinen Briefreund besuchen, mit dem ich schon seit 25 Jahren in Kontakt bin, aber bislang sich kein Treffen ergeben hat, würde auch nach Berlin fahren..einfach mal die Stadt zu erleben und mich am BER Flughafen über meinen sinnlos ausgegebenen Steuerbeitrag ärgern..Vielleicht sollte man diese Gedanken nicht haben, hatte ich aber...

Der andere war, einfach abhauen, vielleicht nach Hause, Decke über den Kof ziehen und der Welt sagen "Dreh Dich einfach mal alleine ohne mich.."..

Und dann gab es noch einen dritten, kleineren Gedanken..: Ich hab in der kleinen Klinikkapelle den da oben gefragt "okay..ich war jetzt eigentlich ganz gut zu meinen Mitmenschen,kann eigentlich meine Mutter noch nicht mal mit Süssstoff um die Ecke bringen...wie wäre es dann mit einem Präsentkorb, so als kleines Zeichen Deiner Anerkennung, ich mach auch immer ein Kreuz und tauche meine Finger stes in das -sicherlich wochenalte Wasser aus Lourdes ( wenn es gut läuft, wenn nicht, ist es dem Wasserhahn, gespeist aus den hiesigen Wasserwerken..)..aber manchmal ist es eben so im Leben, dass ich dann nach oben kucke, wenn eine kleine, beinahe unscheinbare Belohnung kommt und sage "naja, danke, es hätte auch im Höchstfall eine unkomplizierte Darmspiegelung sein können.."

Auf Heiligabend weiss ich noch nicht, ob ich mich darauf freuen soll, das mach ich von den folgenden 4 Tagen abhängig..zumindest aber wird es nicht als das positivster aller Weihnachtshighlights in meine Chronik eingehen...Und auf diesem Wege möchte ich den Firmen Milka, Lindt und McCain ( Pommes und Röstihersteller ) danken, für ernährungstechnische Unterstützung in den letzten Tagen, ich weiss, es sind nicht die vorbildlichsten Vertreter in Sachen gesunder Kost, aber da ich davon nur einmal täglich Gebrauch mache derzeit, dürfte dies vertretbar sein und sie erfüllen ihren Zweck der Sättigung bei mir...

Ich wünsche trotz allem jedem, der das hier liest von Herzen ein frohes Weihnachtsfest und wenn es jemanden gibt, den ihr gernhabt, dann sagt es dieser Person, es könnte vielleicht das letzte Mal sein...

Gute Nacht und bis bald....Schreiben ist wirklich eine Art Therapie..
318 mal gelesen

29
Nov
2014

Manchmal...

ist es einfach besser, mal zu schweigen und dabei inne zu halten, um vielleicht herauszufinden, wie es weitergeht, damit es richtig wird und einem dann guttut..

Ich sehe das nicht als Krise, sondern als wichtigen Aspekt für eine eventuelle Neuorientierung..

Und es gibt Musikstücke, die Dir dabei ein guter Begleiter sein können..

https://www.youtube.com/watch?v=hYMseN4XzxI

Nachtrag...es geht wieder...habe die ganze Nacht dazu genutzt ( schlafen war eh nicht drin ) richtig rein zu gehen, es war heftig, so diesen inneren Hurrikan zu fühlen, ich weiss nicht wie oft ich dieses Stück gehört habe ( bei 30mal habe ich aufgehört zu zählen )..Tränen gab es auch und die nicht wenige, und dann ist es wieder passiert: wenn dann alles mehr oder weniger innerlich in Trümmern liegt und Du diese totale Leere spürst, dann ist auf einmal dieses kleine Licht da, was Dir ( besser gesagt mir, es hilft nur manchmal in zweiter oder dritter Person zu sprechen ) hilft, wieder zurückzukommen.

Fazit ist, selbst wenn es einleuchtend ist und nicht änderbar, die familiäre Kacke wird immer am Dampfen bleiben, selbst wenn es Momente gibt, in denen der Dampf aushaltbar ist. und mich deswegen jemand anvertrauen, will ich dann nicht, weil ich einfach wieder in der letzten Nacht gemerkt habe, dass es am besten ist, wenn ich es direkt mit mir ausmache, weil ich das schon immer so gemacht habe. Es gibt zwar Menschen ( ziemlich liebe sogar), die mir anbieten, wenn solche Momente kommen, dass ich mich ihnen anvertrauen kann, aber manchmal ist es eben wirklich besser zu schweigen und inne zu halten, auch wenn ich damit vielleicht jemanden verunsichere oder verärgere, dann muss ich mit den Konsequenzen leben,
Aber Rückzüge sind verdammt wichtig für mich, das habe ich wieder gemerkt.

Und dieses Musikstück war echt gut, mit jedem Mal wurden die Tränen weniger...

Und meine Familie werde ich deswegen nicht um die Ecke bringen, sie sind nun mal so, wie sie sind..und vielleicht würden ihnen auch Rückzüge guttun, anstatt dass sie frustriert und sehr verletztend austeilen und sich untereinander beinahe zerfleischen, ich würde es ihnen wünschen.

Ich geh jetzt erst mal ins Bett..
351 mal gelesen

19
Nov
2014

Sicherer Protest..

Proteste gegen Rechts gibt es ja ( zum Glück) immer wieder, aber warum gibt es kaum erkennbare Proteste gegen die Taten der IS-Kämpfer?

Da werden Geiseln vor laufender Kamera die Köpfe mit Messern abgetrennt, wie wenig Leben muss man in sich haben, um in der Lage zu sein, einen Menschen auf diese Weise zu töten?

Dabei sind das keine echten Muslima, zumindest benutzen sie nicht die Original-Version des Korans, sondern eine "was nicht passt, wird passend gemacht"-Auslegung..denn als ich die Original-Version gelesen habe, konnte ich nirgends den Aufruf finden, Menschen den Kopf abzutrennen..echte Moslems sind gastfreundliche, aufgeschlossene Menschen, die gegen jedwede Form von Gewalt sind und müssen nun den wachsenden Antiislamismus ausbaden, den diese IS-Kämpfer ins Rollen gebracht haben..

Die Katholiken waren ja auch nicht besser mit ihren Kreuzzügen und Hexenverfolgungen im Namen Gottes und der Bibel..

Nicht jedem ist es gegeben, mit dem Glauben so umzugehen und ihn umzusetzen, wie er ursprünglich mal gedacht war..

Aber warum gibt es kaum Proteste gegen diese IS-Greueltaten hierzulande, weil es zu weit weg ist? ..Ist gegen Braun zu protestieren leichter, weil es näher vor der Haustür liegt? Oder hat man nur einfach nur Schiss vor möglichen Reaktionen der IS-Assi-Lobby?

Der Grund würde mich echt interessieren.
273 mal gelesen
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