17
Nov
2014

Inklusion - ein Illusion?

Ganz aktuell läuft gerade in den bei den öffentlich-rechtlichen Sendern die sog. "Woche der Toleranz" und dazu gibt es natürlich ein effekthaschendes Plakat:

Plakat-Toleranzwoche

Da zahle ich also ganz brav und mehr oder weniger pflichtbewusst meine GEZ-Gebühren und darf dann die Vorstellung lesen, die diese Programm-Macher beispielsweise von einem Behinderten haben. Ich bin weder nur Freund, noch fühle ich mich als Aussenseiter. Ich war mal Ehefrau, bin immer noch Tochter und Schwester. Und kurble durch meine Funktion als Arbeitnehmerin auch ein wenig das Bruttosozialprodukt an, ich muss also nicht integriert/inkludiert werden, ich bin es bereits und war es schon immer..

Wenn man also schon für Toleranz werben möchte, dann bitte auch mit Argumenten, die der Realität entsprechen und nicht so stümperhaft klischeebeladen sind, dass meine Fussnägel den Drang verspüren, sich bis Texas aufrollen zu wollen.

Und muss wirklich eine Inklusion tatsächlich erst in Gang gesetzt werden? Ist das eigentlich nicht schon längst passiert? Es mag zwar sicherlich Minderheiten geben, aber dies ist nur zahlenmässig begründet, denn auch vermeintliche Randgruppen sind Teil der Gesellschaft.
Strenggenomen wäre ich vielleicht nur dann nicht Teil einer Gesellschaft, wenn ich jetzt irgendwo auf 6.000 Metern Höhe im Himalaya in einer Blockhütte ohne W-Lan wohnen würde, das wäre aber dann nur ein Ausschluss aus geografischen Gründen.


Und wenn jetzt ein öffentlich rechtlicher Sender sich auf die Fahnen schreiben möchte, zwischen den einzelnen Schichten zu vermitteln, dann habe ich dabei die Vorstellung vor Augen, als würde eine Grundschullehrerin, aufgrund ihrer pädagogischen Ader, zwanghaft versuchen, zwischen zwei ABC-Schützen zu vermitteln, so frei nach dem Motto " vertragt Euch und gebt Euch die Hand", ich möchte aber von keinem Vermittler oder selbsternannten Interessensvertreter, dass er einer anderen Person eine Meinung beispielsweise über Behinderte überstülpt.
Oder als Fürsprecher in meinem Namen agiert. Erstens , weil dieser Person dadurch mehr oder weniger das Recht abgesprochen wird, durch eigene Erfahrungen selbst eine Meinung zu bilden.
Und zweitens kann ich selber für mich sprechen..

Natürlich gibt es dann welche, die mit dem Einwand kommen "Schon klar, Klugscheisserin, aber was ist mit denjenigen die keine Stimme haben, die brauchen doch dann einen, der ihr Sprachrohr wird.." Tja, ist das dann nicht ein vorschnelles Urteil, wenn ich anderen den Hilflosigekeitsstempel aufdrücke, ohne sie wirklich gefragt zu haben? Ist dann dieser Wunsch Fürsprecher für jemand zu sein, ein Akt der altruistischen Nächstenliebe oder nicht doch eher ein verkappter Ego-Trip?

Ich möchte doch gar nicht, dass jeder für mich und meine Behinderung Verständnis hat, ich muss ja auch nicht alle Fussgänger per se toll finden.

Und ich will auch das Recht haben, jemanden für ein Arschloch zu halten, wenn ich das in dem Moment so empfinde. Selbstverständlich darf ein anderer auch dieses Wort für mich benutzen, wenn ich ihm meinungs- und/oder verhaltenstechnisch einen vor Bug knalle...Ich will also nicht nur Freund sein, das genügt mir keinesfalls..

Und was ich erst recht nicht will, ist in den Inklusionsstrudel zu geraten, denn egal wer sich den Begriff "Inklusion" zu diesem Bestreben ausgedacht hat, Latein hatte derjenige jedenfalls nicht, denn laut Online-Duden steht da in der Übersetzung "einsperren, einschliessen, umzingeln"..dann lass ich mich lieber per "Sherpa-Spedition" zur W-Lan-freien Himalaya-Hütte tragen..

Daher viel Spass beim staatlich gefördertem Einsperren, ich bin dann mal weg...;-)
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15
Okt
2014

...das gehört nicht hierher..

..diese Formulierung lese ich des öfteren bei Unterhaltungen auf diversen Internet-Plattformen ( soschell Nettwörks auf Neudeutsch ).

Mit diesen Worten werden oft Diskussionen meist dann mittendrin unterbrochen, sobald sie interessant werden, bzw. ans Eingemachte gehen. Aber wo gehören sie dann hin? In eine Runde von Angesicht zu Angesicht? Gut und schön, aber wieviele von diesen "das gehört nicht hierher"-Befürwortern machen dies dann tatsächlich? Würden sie dann mit gutem Beispiel vorangehen, alle ihre "virtual friends" einladen, mehrere Busse chartern und karawanengleich die nächste Mehrzweckhalle aufsuchen, um das Thema in einem "intimeren und persönlicheren Rahmen" weiter zu vertiefen?

Okay leicht überzogene Vorstellung, und sicherlich muss nicht jedes Thema bis zum Verlust der Muttersprache debattiert werden, aber durch solch eine Aussage scheint es, als wäre das Internet eine heruntergekommene Hafenspelunke, oder ein Indoor-Freizeitpark, in denen ( heisst es nicht eher "auf denen"?..naja..Abi ist schon 20 Jahre her..) es okay ist, herzige Katzenbilder, Kochrezepte oder Pseudo-Eso-Durchhaltesprüche zu posten ( von denen scheinbar dreiviertel von Konfuze stammen, dann müsste aber der Mann rund 700 Jahre alt geworden sein, bei rund 800.000 Sprüchen )

oder aber man tut Kunde, über seine kulturellen und geisteswissenschaftlichen Interessen, damit vielleicht deutlich gemacht wird "ich lasse Euch gerne teilhaben, denn wir sitzen ja alle im selben Boot, aber ich habe die Senator-Kabine, Ihr rudernden Vollpfosten im Maschinenraum." :-)

Aber sobald ein Thema in einer Diskussion interessant wird, fühlt sich immer mal wieder einer berufen, den mahnenden Zeigefinger von der Tastatur zur erheben und zu sagen " dies hier ist nicht der richtige Ort, wir sollten Schluss machen"..

Komischerweise wird IM Internet gerne ÜBER das Internet gewettert. Müsste man nicht stattdessen dieses Medium boykottieren und Flugblätter verteilen?

Es gibt ja inzwischen auch Apps, die helfen sollen, die Internetsucht in den Griff zu bekommen, das wäre ja genauso als würde Jack-Daniels beispielsweise die Betty-Ford-Klinik sponsern. Oder Marlboro ein Raucher-Entwöhnungsseminar..

Natürlich tummeln sich eine Menge Mist, Plattitüden und leider auch Brutalitäten im Netz, dies ist aber nicht das Werk der virtuellen Welt, sondern von den Usern selbst.

Weswegen ich auch nicht diese krasse Unterscheidung verstehe, zwischen real life und virtuellem Leben. Mag sein, dass ich im Netz hin und wieder das ausleben kann, was mir im wahren Leben verwehrt bleibt, bzw. wozu ich im Alltag keinen Mumm hätte. Ich denke beispielsweise nicht, dass ein "Shitstorm-Junkie" seine Tiraden auch im realen Leben "an den Mann bringen würde" oder dass ein Vorstandsvorsitzender eines Grosskonzerns bei der nächsten Aufsichtsratsitzung in "World of Warcraft"-Montur erscheint.
Aber beide Welten werden vom Menschen gestaltet, in der einen mit weniger Deko in der anderen dafür mit mehr..

Und zu sagen früher war alles besser ohne Internet, es gab keine Vereinsamung, sondern mehr Freude und Kommunikation und alles war viel friedlicher..aha..ich kann mich aber nicht erinnern, dass vor 25 Jahren Leute Gruppen-Tarantella an der Haltestelle getanzt haben, wenn man zusammen auf den nächsten Bus wartete.

Der Oma wurde auch damals schon die Handtasche geklaut. Krisen und Burn-Out-Betroffene gab es auch nur nannte man letztere oft "Aussteiger".

Früher war nur deswegen alles besser, weil man eben jünger war und sich noch nicht Gedanken um all die Probleme, Fragen und Herausforderungen machen musste, die meist nun mal erst dann auftauchen, wenn das Auspusten von 18 Geburtstagskerzen schon zweistellig an Jahren zurückliegt.

Mit der Erfindung des Internets wurde die Welt nicht automatisch kälter, einige meiner Freunde ( mit denen ich in beiden Welten unterwegs bin ) hätte ich ohne Netz nie kennengelernt.

Oder ich hätte nie von diesem tollen Mann erfahren, der im rosa Tutu weltweit Fotos von sich machen liess, aus Liebe zu seiner krebskranken Frau.

Ich glaube, das Netz verbindet viel mehr , als dass es trennt oder schadet. Und es ist durchaus in der Lage, ernsthaften Diskussionen einen Platz zu bieten, der von vielen verstanden und gestaltet werden kann, ohne dass man sich ab einem gewissen Punkt auf den Weg zum Shuttlebus zur Mehrzweckhalle begeben muss..:-)
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9
Okt
2014

Damals..

Bis zu meinem sechsten Lebensjahr war ich eigentlich immer in Krankenhäusern. Das mag vielleicht ein Grund sein, weshalb ich nie einen schlimmen Hospitalismus entwickelt habe. Im Gegenteil, ich fühle mich auch heute noch in Krankenhäusern recht wohl und den Geruch von Desinfektionsmitteln mag ich immer noch genauso gerne, wie den Duft von Bratkartoffeln mit Speck und Zwiebeln von meiner Mutter. :-)

Und ich liebte das Fernsehen, gelesen habe ich dagegen kaum, meine Behinderung spielte dabei eine nicht ganz unerhebliche Rolle.
Ich habe erst mit 5 Jahren laufen gelernt, davor ging es nur auf allen Vieren durch die Wohnung, zumindest in mobileren Phasen.

Aber meist war es so, dass irgendwelche Gipsverbände, mich dazu zwangen, nur einen begrenzten Bewegungsradius mein eigen zu nennen. Manchmal konnte ich sogar mit ägyptischen Mumien konkurrieren, denn es war in der Zeit oft üblich, dass Kinder mit Becken und Hüftproblemen vom Bauchnabel abwärts komplett in ein Gipsbett "eingeschichtet" wurden.

Das war aber wiederum für meine Mutter recht praktisch, denn sobald ich mal quängelig drauf war, hat sich mich einfach gepackt, und mich vom Wohnzimmer ins Kinderzimmer befördert , an die Wand gestellt - wie eine Schaufensterpuppe - und den Kassettenrekorder eingeschaltet. Eine Supernanny mit Straftreppe und Brav-sein-Smiliey-Währung waren nicht nötig.

Aber irgendwann wechselten die Ärzte die Therapieformen und der Gips kam endgültig ab..Tja aber die Muskultaur meiner Beine war auch komplett weg.

Musste also was tun..rohe Eier schlucken und auf Rinderhälften eindreschen bekam ich nicht auf die Reihe....also robbte ich an die Wand und lehnte mich an. Und dann hiess es "hochstützen und an der Tapete den Körper nach ob schieben"..Mein erster Versuch dauerte knapp 3 Nanosekunden, kippte über und lag dann mit dem Gesicht auf dem Schaffell, und der erste von vielen , kindlichen "Scheisse"-Seufzer und dazugehörigem Augenrollen war geboren.

Ich weiss nicht wieviele Wochen es dauerte, aber dann war es soweit, ich konnte stehen..okay zwar nicht sehr sturmsicher, gelinde gesagt, eigentlich hätte schon ein Puster genügt, um mich umfalltechnisch meinem Freund, dem Schaffell wieder näher zu bringen.

Aber der Frühmensch hat jetzt auch keine 6,0 als Haltungsnote bekommen, als er damit anfing aufrecht zu stehen..Denn russische Wertungsrichterinnen bevölkerten erst ein paar Millionen Jahre später den Planeten.

Das Gehen klappte recht bald im Gegenzug dazu. Und dann gab es für mich kein Halten mehr, ich sauste so oft es ging durch die Gegend.

Tja und nun kommt auch die Erklärung, warum ich daraufhin Fernsehen lieber mochte, als Bücher.

Lesen geht nun mal nicht so gut, wenn man läuft und Stillsitzen wollte ich so schnell nicht mehr. Ergo war Fernsehen praktischer, Sesamstrasse to-go? Kein Problem, wenn man zwischen Kinder- und Wohnzimmer pendelte..;-)

Ausserdem war es damals in der Klinik so, dass es dort keinen Fernseher gab, sondern es kamen immer ein paar ältere Damen, die zwar sehr nett waren, aber sie rochen ganz furchtbar nach Talk und 4711 oder Tosca und da konnte es schon mal sein, dass wenn Du als Kind zu nahe an der Märchentante gesessen hast, dass dann der Wolf ( der mit den 7 Ziegen ) plötzlich als psychodelische Fata Morgana vor Dir im Zimmer erschien

...dann schon lieber ein harmloser Wickie, der wohl zwar schon damals ein Kokain-Problem hatte, weil er sich ständig an der Nase rieb, aber keinen Wunsch verspürte Frauenkleider anzuziehen, nur um unschuldigen Geisslein vorzugaukeln, er wäre die Grossmutter und sie dann verspeiste.

Darüber hinaus bot die damalige Kinderliteratur für mich nichts Interessantes. Fantasiegeschichten à la Momo konnte ich kaum was abgewinnen, da mir der Bezug zur Realität fehlte.
Auch DIE Kinderbüchersendung "Lemmi und die Schmöker" mochte ich nicht, weil ich es merkwürdig fand, dass eine sprechende Socke mit Hornbrille und Irokesen-Frisur Bücher vorstellte.

Das lag aber wohl auch an dem Klinikalltag, den ich damals oft erlebt habe, da gab es Schmerzen, Tränen, Angst und manchmal leider auch den Tod von anderen kleinen Patienten. Fantasie und Unbeschwertheit waren nicht sehr oft vorhanden. Habe mich aber auch nicht in Märchenwelten aus Gründen der Kompensation verkrochen.

Einzig meine nächtlichen Gespräche mit Gott waren mir wichtig und die brauchte ich auch, denn mit meiner Familie konnte und wollte ich nicht darüber sprechen, weil ich sehr früh schon mitbekam, wie sehr sie meine Klinikaufenthalte belastete, da sie nichts tun konnte, als nur für mich da zu sein, aber mir genügte das schon.

Meine Erlebnisse spiegelten sich auch in meinen Spielphasen mit anderen Kindern wider, anstatt ganz harmlos Vater-Mutter-Kind oder Prinzessinnen-Geschichten nachzustellen, waren meine Barbies oftmals entweder schwer krank oder behindert, oder bald tot. Ken ( die einzige männliche Puppe) hatte es da besonders schwer, denn ich wollte nie den Mann spielen, also musste ich mir etwas einfallen lassen, da konnte es schon mal sein, dass er mit Barbies-Traumauto die Klippen hinunterstürzte und dann sein Fahrzeug in Flammen aufging, oder aber er bekam eine Lungenentzündung, von der er sich nicht mehr erholte, war zwar schade, aber ich war raus aus der Nummer..;-)..

So gesehen war meine Kindheit ganz in Ordnung, klar hat sie sich vom Ablauf her bisweilen schon von der unterschieden, die beispielsweise meine Freunde so erlebt haben. Aber jahrelang gelitten habe ich nicht, genauso wenig war ich Hänseleien ausgesetzt. Vielleicht war es so, wie Lothar Matthäus es einst im korrekten Oxford-Englisch der Welt mitgeteilt hat : "Perhaps I got a little bit lucky.."

..Ist irgendwie interessant, dass ich an fast jedes Ende meiner Beiträge ein Happy-End setzen will.
Vielleicht hätte ich doch mehr "schwere Kost" lesen sollen, anstatt alle Folgen "Unsere kleine Farm" fast schon intravenös mir reinzuziehen..;-)..Aber wer weiss, welches Schicksal dann Ken widerfahren wäre..
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28
Sep
2014

Sonntagsresümee

Vor vier Tagen habe ich erfahren, dass ich in den nächsten drei Monaten operiert werden muss, dabei ist ein Bauchschnitt notwendig..klingt jetzt erst mal harmlos, aber aufgrund meines verkürzten Oberkörpers sind meine Organe enger eingepfercht, als eine 8köpfige Familie in einer Berlin-Marzahner Plattenbauwohnung..und es wurde jetzt schon gesagt, dass es ziemlich risikoreich sei, selbst der Chirurg, den ich schon seit mehr als 20 Jahren kenne, hat an seinem Bärtchen gerieben und mir geraten, eine Spezialklinik aufzusuchen, dabei steht der auf OPs,

im ersten Moment nach der Diagnose, hatte ich das Gefühl, die Ärztin wäre weit weg von mir, es war wie in manchen Filmsequenzen, in denen ein Schauspieler mitten in einer Menschenmenge steht, umgeben ist von Stimmengewirr, aber dennoch nichts mehr versteht..

Das ist Stufe eins..Stufe eins ist Teil Bewertungssystems in Bezug auf den Umgang mit schlechten Nachrichten, welches von der Forscherin Elisabeth Kübler-Ross vor Jahren erstellt wurde..

Klingt vielleicht nach einer etwas nüchternen Betrachtungsweise meiner Situation, aber mir hilft das gerade sehr..

Stufe eins ist also die Phase, in der das Nichtwahrhabenwollens..

die nächsten Stufen wären dann

2. Durchleben verschiedenster Emotionen

3. Verhandlungsdenken, eventuelles Aufkommen von Schuldgefühlen.

4. Depression und Verzweiflung

und

5. Akzeptanz..( wahrscheinlich wird die eintreten kurz vor der OP, nachdem ich dann meine "Scheissegal - Nach mir die Sintflut-Pille bekommen habe und debil den Narkose-Arzt anfeuere "Mehr Propofol - mehr Propofol...")

.natürlich ist jetzt nicht gesagt, dass ich diese Stufen auch in der nächsten Zeit kennenlernen werde ( vor allem kann ich es kaum erwarten, bis Stufe 4 eintritt...;-) )

also was tun...durchs Dorf rennen und schreien "scheisse ich muss vielleicht sterben.."..nein..kann ich irgendwie nicht..nun ja, weil der da oben sich seit etwas mehr als 42 Jahren sich den Hintern aufgerissen hat, dass es mir eigentlich ganz gut geht..und das ist gar nicht so leicht..ich bin nämlich manchmal ein ziemlich beratungsresistentes Schäfchen..ich glaube, wenn ich nachts schlafe, dann atmet er oftmals durch und gönnt sich eine Cohiba ( Zigarre für alle Blaudunst-Abstinenzler ) und einen Single Malt..

Aber ich hab auch nicht die Einstellung, wie damals Gary Cooper in High Noon, dass ich ganz cool auf der Veranda des Sheriffs stehe, eine Münze durch die Luft schnippe und sage "Von mir aus kann Chuck Norris die OP auch auf der Pritsche eines Planwagens durchführen"..denn erstens sind die meisten Verandas ( Verandi, Veranden?) nicht zugänglich für Rollstühle und zum andern bin ich sauschlecht im Münzenschnippen, ich bekomme einfach keine gerade Flugbahn hin..okay..das ist es beides nicht, ist eigentlich schon eher ne Scheiss-Angst zwischendurch..


Vielleicht sollte ich das eine oder andere beichten, das kommt immer gut und macht sich eventuell ganz hübsch auf meinem Lebenslauf..

Da gäbe es zum Beispiel die Tatsache, dass ich ab und zu die Bildzeitung lese, wenn auch nur die Überschriften..manche Leute behaupten zwar, man soll zu Bildzeitungsredakteuren nur so nett sein, wie es das Gesetz erlaubt, aber wenn sie irgendwo rumliegt, dann schau ich da schon mal rein..
Aber im Gegenzug kann ich auch sagen, dass ich trotzdem weiss, dass die "taz" keine pfälzische Umschreibung für die Vorderpfote eines Bären ist..;-)..

Tutti-Frutti habe ich früher auch mal gesehen und weiss auch,was ein Länderpunkt ist, wobei ich nie ganz verstanden habe, warum es für die dort aufretenden Damen so erstrebenswert war, eine Südfrucht zu symbolisieren..
Wobei mir aber schon damals klar war, dass beispielsweise Peter Scholl-Latour keine Rebsorte war..


Dann schaue ich gerne Dokusendungen, in denen Menschen nach Jahrzehnten ihre Familien wiederfinden. Ich finde einfach den Moment des Wiedersehens sehr ergreifend, auch wenn es kitschig anmutet..Genauso toll finde ich die Momente in Ankunftshallen an Flughäfen, wenn die Passagiere den Daheimgebliebenen in die Arme fallen..Das berührt mich total..

Politisch aktiv war ich bislang auch nicht so richtig, nicht weil es mich nicht interessiert hat, sondern weil ich immer die Meinung vertrat, dass "jeder irgendwo ein bisschen Recht hat"..Wobei ich nie für braungefärbte Parteien stimmen würde, nicht weil es mehr oder weniger zum guten Ton gehört und es automatisch immer erwartet wird, dagegen zu protestieren, sondern weil deren Vorfahren im Geiste "Leute wie mich" als unwertes Leben angesehen haben und daher alles dransetzten, uns auszurotten.

Für ein Verbot dieser Parteien wäre ich allerdings nicht, denn dadurch schaffst Du das Problem nicht aus der Welt, grade das Verbotene übt doch dann einen sehr starken Reiz aus, der durch das Abtauchen in den Untergrund nicht mehr wirklich kontrollierbar wäre..

Ich glaube, Leute mit einer braunen Gesinnung haben beispielsweise viel mehr gemein mit manchen IS-Kämpfern, als beiden Seiten irgendwie lieb ist. Beide Lager scheinen zu wenig Anerkennung zu wenig Bildung, zuviel Zeit und zuviel Testosteron bekommen- bzw. aufgebaut zu haben, sodass sie das geworden sind, wofür sie heute stehen, denken und handeln..

was bin ich noch..nun ich war in meinen vergangenen Partnerschaften immer etwas zurückhaltend, hab nie so wirklich gezeigt, sei es durch grosse Zuneigung oder vielleicht auch Eifersucht, dass mir derjenige wichtig war..wobei ich wirklich grosse Gefühle schon hatte, aber es gab vor etwas mehr als zwanzig Jahren jemand, der mir ganz ohne bestehenden Grund äusserst drastisch gezeigt hat, welche Ausmasse Eifersucht und Besitzdenken annehmen kann und nochmal will ich das auf keinen Fall erleben..deswegen wirke ich auch manchmal wesentlich tougher und vielleicht auch unnahbarer, als ich es in dem Moment sein möchte, aber das ist halt auch ein Teil von mir, ob der für immer bleibt, who knows? Vielleicht baut er sich im Verlauf der 5 Stufen Zeit ab..Die Gelegenheit könnte günstig sein..;-)..

Okay was mach ich also in der Zeit vor der OP..vielleicht mal schreien, viellleicht mal einen Münzenschnippkurs besuchen, aber auch mal total ablenken..eigentlich bin im Moment ganz ruhig ..und vielleicht hat der oben mich noch nicht auf der Liste..und wenn alles klappt, dann werde ich die vielleicht die erste in einer Kirche sein, die während der Kollekte eine Flasche Glenfiddich und eine Kiste Cohibas in den Klingelbeutel steckt...;-) so als Wiedergutmachung und Nachschub für den Stressabbau wegen eines beratungsresistenten Schäfchens..;-)..Gute Nacht..
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15
Sep
2014

Starke Frauen

Vorgestern habe ich mit einer alten Freundin über dieses Thema sehr intensiv gesprochen und wir stellten beide die Frage, ob es sie wirklich gibt? Einerseits ja, aber ich denke, dass es meist dann nur eine Rolle ist, die sich sich im Laufe ihrer Erfahrungen zugelegt haben. Wie eine Art Schutzpanzer, der auf andere wirkt, als wäre es etwas, an dem man sich orientieren kann, der in gewisser Hinsicht Schutz bietet.

Aber ich glaube, dass früher oder später jede starke Frau irgendwie und irgendwann einmal zusammenbricht, bzw., dass, was sie als Weltbild geschaffen hat nicht der Tatsache entspricht ( zumindest "durfte" ich auch schon mal die eine oder andere Erfahrung damit machen..), ist es nicht so, dass sich insgeheim und wenn alle Türen zu sind, sich jede Frau nicht jemanden wünscht, der für sie eine starke Schulter ist? Diese Schulter muss noch nicht einmal in Realität existieren, sondern vielmehr das Gefühl vermittelt "Ich versteh Dich". oder "Ich bin für Dich da, auch wenn ich nichts sagen kann in dem Moment.."..weil diese Person dann vielleicht Dich besser versteht, als Du Dich selber grad in diesem Moment..

Denn dieses "Ich versteht Dich"..hilft manchmal ungemein. Warum? Nun weil ich glaube, dass viele von uns es zu gut mit uns selbst meinen und nicht versuchen eine Selbstkenntnis zu finden, sondern noch einige Schritte weitergehen und nach einer Selbsterkenntnis suchen. Und diese Selbsterkenntnis kann für meine Begriffe viel schmerzhafter und ernüchternder sein, als die Selbstkenntnis. Denn sie versucht, die gegensätzliche Kräfte, die in jedem von uns wirken, gegeneinander in Konkurruenz laufen zu lassen, bis eben einer gewinnt.. Das ist ähnlich gelagert, wie beispielsweise in der Mentalität der US-Amerikaner, die ja bekannt dafür sind, dass sie das Leben miteinander als einen ständigen Wettbewerb betrachten, bei dem der Erfolg als Nonplusultra angesehen wird..

Natürlich hat man auch ein Herz für die Verlierer, aber hat man das wirklich, oder ist es nur ein "ooch das tut mir jetzt aber leid, aber scheiss drauf, ich habe gewonnen und bin besser, als Du.."?

Anders ausgedrückt, man interessiert sich zwar für die schwachen und steht mehr oder weniger symbolisch für sie ein, aber tut man dies nicht eher, weil man dadurch die Möglichkeit sieht, sich abzugraden und das Gefühl bekommt, besser dazustehen, als dieser "arme Tropf"?

Ich habe das zumindest schon in der Vergangenheit erlebt, dass sich die eine oder andere Person nur dann für mich interessiert hat, wenn es mir mal nicht so gut ging..Und ehrlich gesagt, hat das einen ziemlichen bitteren Beigeschmack....( vielleicht ist es auch ein nerviger Geschmack, dies stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest..)

Aber nun zurück zur Selbstkenntnis, diese übernimmt - im Gegensatz zur Selbsterkenntnis eine wesentlich tolerantere Rolle - ähnlich wie die Vertreter bei der UNO - sie versucht, die gegensätzlich inneren Kräfte zu einer Art harmonischem Konsenz zu verhelfen im Sinne von "Okay ich gesteh mir zu auch mal eine Downphase zu haben, aber es gibt da auch Zeiten, in denen ich mich ganz gut leiden kann." Und genau aus diesem ganzen "Emotions-Wust" bestehe ich nun mal" ( und das ist auch gut so, hätte wohl Wowereit gesagt..by the way, er hat ja seinen Rücktritt für Ende des Jahres angekündigt, aber in Anbetracht seiner erfolgreichen Arbeit beim BER-Flughafen, rechne ich mit einem tatsächlichen Rücktritt erst im Jahre 2021..;-) )

Und ich denke, dass diese Selbstkenntnis wesentlich mehr dazu beitragen kann, grade für starke Frauen, dass dieser Schutzpanzer gar nicht wirklich nötig ist, wenn frau dazu bereit ist, authentischer zu sein, bzw. Aber das muss sie selbst entscheiden....Ein Problem, was dabei immer auftauchen könnte, ist die Vernunft..Die oftmals einen härteren Panzer besitzt, als das tiefste innere Gefühl, bei dem man/frau Angst hat ihm nachzugeben...Manchmal hasse ich diese Vernunft..auch wenn sie vielleicht wichtig sein könnte, gewisse Downphasen besser zu überstehen..Aber entferne ich mich nicht dadurch immer mehr von dem, was mich tatsächlich ausmacht?..Wahrscheinlich schon...

Epilog..Okay natürlich gibt es auch starke Männer, aber ich nun mal auf der anderen Geschlechterseite aufgewachsen bin, fehlt mir dazu die Erfahrung...;-)..
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1
Sep
2014

Schmerz als Chance?

"I can't be, what I'm not" ( ich kann nicht sein, was ich nicht bin ) heisst es im Lied "No matter what" von der Gruppe Boyzone.

Eine Erkenntnis, die mir manchmal auch in Bezug zu meinem Leben und meiner Verhaltensweise in den Sinn kommt.
Und ich mich dann schon frage, wer ich eigentlich bin.
Besser gesagt, wer möchte ich eigentlich sein.

Mal ist es für mich ganz klar, ich habe zwar eine Behinderung, brauche einen Rollstuhl, aber hey, das Leben ist trotzdem toll.
Zumindest möchte so die meiste Zeit rüberkommen, weil ich der Meinung bin, das dies wohl eher akzeptiert wird von anderen.


Nein, eigentlich, stimmt das nicht, ICH kann mich als starke Person wohl eher akzeptieren, als in meinen schwachen Momenten.
Ich habe des öfteren Schwierigkeiten damit, Schmerz und Schwäche zuzulassen.
Der Rollstuhl trägt sicherlich einen Teil dazu bei, weil viele ihn als sichtbares Symbol von Schwäche halten..geht mir manchmal auch so..

Stattdessen spiele ich hin und wieder eine Rolle, wenn es mir nicht gutgeht, von der ich glaube, dass ich sie inzwischen ganz gut beherrsche.
Und dann bin ich meist nicht anders, als viele hier im Netz oder im realen Leben, die ebenfalls eine Rolle spielen, weil sie die Überzeugung haben, dass nur die Starken und Unverwüstlichen wahrgenommen und beachtet werden, die Schwachen fallen durchs Raster.Das Problem dabei ist aber, dass viele recht schnell erkennen, ob jemand echt ist oder nur so tut, als ob. Und trotz dieses Wissens, wird weiterhin eine Maske aufgesetzt.

Das Dumme ist nur, dass ich nur ohne Rollenspiel - also "in echt " - stark sein kann, wenn ich zuvor Schmerz und Schwäche erlebt habe. Und selbst wenn ich es hin und wieder schaffe, beides auszublenden, früher oder später kommt dann doch der innere Fahrstuhl nach unten.
Selbst wenn ich das nicht will, glaube ich, dass das so sein muss.
Weil das Teil der Vollkommenheit, bzw. der eigenen Balance, zu sein scheint.

Aber andererseits, wenn Menschen zu einem sagen "Sei einfach, wie Du bist, auch wenn es Dir mal schlecht geht", dann möchte ich die Frage stellen "wollt Ihr das wirklich?"
Denn ich habe noch nie davon gehört, dass man im Bekanntenkreis über jemanden gesagt hat "hey der/die xy musst Du unbedingt kennenlernen, der/die ist ganz toll im Schwachsein und wenn er/sie über ihre/seine Probleme erzählt, da könnte ich stundenlang zuhören.."


Ich kann nicht erwarten, dass mir jemand zuhört, wenn ich eine Downphase habe, ich kann es nur hoffen.
Wobei ich glaube, dass grade in solchen Momenten der Schwäche, ein Mensch am ehrlichsten, verletzlichsten und vollkommsten ist.
und wenn er dann noch in der Lage ist, Werke zu schaffen, in denen er seinen Schmerz verarbeitet ( beispielsweise in der Literatur oder der Musik ), dann ist das spürbar und man verbindet einen besonderen Bezug zu diesen Stücken.


Das geht mir zumindest so bei "Amazing Grace", wenn ich dieses Lied höre, bin ich meinem Vater besonders nahe, auch wenn es dabei immer noch schmerzt. Und trotzdem ist es oftmals so, dass ich mich in keinem anderen Bereich meines Lebens intensiver wahrnehme und mehr bei mir bin, als in solchen Momenten.

Ob und wie man aus einer solchen Phase wieder herauskommt, kann ich selber nicht wirklich beschreiben. Bislang ist es bei mir so.
Und jedesmal etwas Besonderes, wenn ich spüre, der Fahrstuhl geht langsam wieder nach oben. Und wenn er angekommen ist, dann fühlt es sich für mich so an, als würde ich bei Windstärke 9 an einer Steilküste stehen, auf ein Fishermen's Friend beissen und ganz tief einatmen.

Ob ich auch in Zukunft solche Steilküsten-Momente erleben werde, kann ich nicht sagen, ich kann es nur hoffen und nicht als Selbstverständlichkeit ansehen..
341 mal gelesen

noch was...

..das ist zwar jetzt ein anderes Thema, als das von grade eben, aber es liegt mir doch am Herzen, dazu etwas zu schreiben.

Vor ein paar Tagen hat der Chef der Lokführergewerkschaft GDL -Herr Weselsky - bei einer Rede die Äusserung getan, dass TRANSNET und GDBA wohl zwei Kranke wären, bei denen - wenn sie miteinander ins Bett gehen würden - "nur" was Behindertes dabei herauskäme..

Nun, lieber Herr Weselsky, auch wenn Sie mit diesem Vergleich Ihren Standpunkt sehr deutlich zum Ausdruck bringen wollten, muss ich doch sagen, dass beispielsweise weder mein Vater, noch meine Mutter krank waren und trotzdem kam "was Behindertes" dabei heraus und zwar das, was grade diesen Beitrag schreibt.
Und ich bin nicht allein...

Wie definieren Sie denn "was Behindertes"? Das würde mich schon interessieren. Ich gebe Ihnen sehr gerne Zeit zum Nachdenken..denn scheinbar hatten Sie wohl diese Zeit zuvor nicht, als Sie diese Äusserung tätigten.

Möge Ihre Gesundheit Ihnen noch lange erhalten bleiben, aber sollte mal das nicht mehr der Fall sein, machen Sie sich keinen Kopf, es geht auch mit " was Behindertem" im Leben ganz gut...
310 mal gelesen

31
Aug
2014

Streitkultur - vom Aussterben bedroht?

Was bedeutet Streiten ? Ich glaube, die meisten denken dabei, dass es primär um Recht und Unrecht geht, bzw. seinen Standpunkt mit allen Mitteln zu verteidigen.

Ich war zwar nicht dabei, aber soweit ich weiss, hatten die Herren damals in Griechenland eine andere Meinung darüber.
Laut deren Ansicht, bedeutete ein Streit, bzw. eine Debatte, zwar die eigene Meinung zu vertreten, aber auch darauf Rücksicht zu nehmen, dass unterschiedliche Menschen unterschiedliche Meinungen haben und diese dann auch zu akzeptieren oder zumindest anderen das Recht zuzugestehen, einen Standpunkt zu besitzen, der nicht mit der eigenen Meinung konform geht.

Klingt alles ganz toll und ich würde auch ganz brav Ähnliches formulieren, würde man mich fragen, wie ich Streit definiere, zumindest wenn ich in dem Moment nicht selbst betroffen wäre.

Was ist aber, wenn aus der schönen, fast schon idyllischen Streit-Theorie, plötzlich Praxis wird und eine Meinunsgverschiedenheit sich anbahnt. Und dabei kommt es noch nicht mal so sehr auf den Grund des Problems an, sondern wie ein Konflikt ausgetragen wird.

Was bleibt dann noch übrig vom "Wir besitzen zwar nicht die gleichen Standpunkte, werden aber trotzdem versuchen, eine Lösung zu finden"?

Zumindest nicht viel, wenn ich da an die Auseinandersetzungen in der letzten Woche zwischen den Chefs von unserer Firma und eines
Kunden denke.

Ich hatte das - mehr oder weniger zweifelhafte Vergnügen - ganz ohne Eintrittsgeld und Vorab-Kartenreservierung, Zeugin sein zu dürfen, wie sich erwachsene Männer bis fast in den "An die Gurgel geh" Bereich "vorgestritten" haben.
Dagegen war der Kampf ums Feuermachen, damals in den Steinzeithöhlen gradezu ein Sommerfest der UNO.
Hatte schon mit dem Gedanken gespielt, einen Eimer Wasser zu besorgen, um im Notfall die beiden BWL-Gladiatoren zu trennen.

Zumindest hat es gezeigt, dass eine höhere kaufmännische Ausbildung nicht automatisch der Garant ist, um ein Problem für beide Seiten friedlich zu lösen.

Okay, das klingt jetzt ein wenig nach pauschalem Urteil. Aber letztenendes scheint es mir so, dass bei der (Aus)-Bildung zu wenig darauf geachtet wird, eine vernünftige Streitkultur zu erlernen.

Vielleicht sind aber auch die meisten gar nicht bereit dazu, dies sich anzueignen, bzw. zu bedenken, weil sie jedwede Form von Kritik - und sei sie noch so konstruktiv - als persönlichen Angriff betrachten und daher den emotionalen Drang verspüren "zurückzuschlagen".

Es mag unter Umständen daran liegen, das für die meisten gilt "wenn ich Recht habe, dann hat der andere Unrecht und das muss ich unbedingt dem "Dösbaddel" klarmachen" und wenn es nötig ist, dann bediene ich mich eben aus dem Bereich unterhalb der Gürtellinie, wenn mein Gegenüber zu "beratungsresistent" ist."

Gibt es aber sowas wie Recht und Unrecht überhaupt?
Ich meine jetzt nicht als festgeschriebenes Gesetz, sondern in der Realität.

Es gab - und gibt es leider Gottes heute noch - genügend Beispiele für unrechtes, verabscheuungswürdiges Verhalten. Und trotzdem fühlten und fühlen sich diejenigen, die diese Greueltaten ausgeführt haben, im Recht. Obwohl das nichts anderes ist, als ein Ausdruck von Machtwunsch und Überlegenheitsgefühl.

Der letzte Abschnitt hat sicherlich nicht mehr viel mit dem eigentlichen Thema "vernünftige Streitkultur" zu tun , aber ich glaube, dass genau darin der Schlüssel liegt, um tiefgreifende Eskalationen zu verhindern, bzw. zumindest durch Reflektion, sich in den anderen hineinzuversetzen, Fairness-Regeln zu beachten und Zeiten des Nachdenkens zu erlauben, vielleicht die Möglichkeit geschaffen wird, einigen Anfängen zu wehren, wenn auch leider wohl nicht allen....
316 mal gelesen

16
Aug
2014

Erlebnisse im Einzelhandel

Ich hatte bislang eine freundliche, ältere Dame, die mir ab und zu half, meine Wohnung auf Vordermann zu bringen. Leider musste sie aber aus gesundheitlichen Gründen diese Tätigkeit aufgeben.
Jetzt war ich also an der Reihe mit der Hausarbeit. Drum ging es heute in die Stadt, denn ich benötigte einen Staubsauger, da die Dame immer ihren Vorwerk mitbrachte.

Ich wollte mein Karmatreuepunktekonto des guten Gewissens wieder aufladen, also führte mich mein Weg nicht in eine der üblichen Konsum-Elektronik-Hausgeräte und geilen-Geiz-Ketten, sondern in einen netten beschaulichen Einzelhandel-Laden, über dessen Eingangstür ein entzückendes Glockenspiel hing, welches mein Betreten des Verkaufsraums angekündigt hatte.

Aus einem Hinterzimmer trat ein junger Mann, schätzungsweise zweites Lehrjahr, habe ihm gesagt, dass ich einen Staubsauger benötige, den ich selber nutzen möchte..freudig präsentierte er mir den Verkaufsschlager des Ladens, 2.400 Watt, 4 Lenkrollen und, Ergo-Griff, weit ausziehbares Teleskoprohr, extrabreite Polsterdüse mit 4-fach Fadenheber ( was auch immer ein Fadenheber ist..), es sah wirklich toll aus, und die Grösse war auch super..zumindest wenn ich mich entschieden hätte, das Gerät mit drei kurzen Handgriffen zu einem Minibergepanzer umzubauen und mit ihm in ein Krisengebiet zu fahren..

aber als Saughilfe für eine Frau im Rollstuhl, war das Superteil ungefähr so gut geeignet, wie Birkenpollenbettwäsche für Heuschnupfen-Betroffene.

Beim Ausprobieren rutschte der Gerätekorpus unter meinen Rollstuhl und eine der 4 preisgekrönten Lenkrollen verhakte sich zwischen zwei meiner Rollispeichen.Sah irgendwie so aus, wie ein übergewichtiger Dackel, der sich vor seinem Herrchen versteckte, weil er ( also der Dackel ) mal wieder neben die Couch gepinkelt hatte.

Der junge Verkäufer schnaufte ein wenig und ich sah, dass seine Stirn glänzte, was entweder an einem möglichen Unwohl-Nerv-warum-braucht-um-alles-in-der-Welt-eine-Rollstuhlfahrerin-um kurz-vor- Ladenschluss-am-Samstag-einen-Staubsauger-Schweiss-Gemisch lag oder aber, er benutzte sehr feuchtigkeitsintensive Herrenpflege-Produkte fürs Gesicht...wahrscheinlich letzteres..;-)

Nachdem also der adipöse Gerätekorpus-Dackel wieder befreit war, lobte ich zwar das Können des Verkaufsschlagers, und versicherte, dass jede "unbeschädigte" Hausfrau von hier bis zur Milchstrasse sich glücklich schätzen könnte, solch ein Gerät zu besitzen, aber für jemand im Rollstuhl war das einfach nichts, also bat ich um einen weiteren Vorschlag..

dann ging er kurz ins Lager und kam mit einem Handsauger zurück..als ich das Ding sah, hatte ich irgendwie die Titelmelodie von Star Wars im Kopf, denn wenn man nicht wusste, dass es sich um einen Sauger gehandelt hätte, wäre der Begriff "Laserschwertkanone" genau das Richtige gewesen, ich nahm es in die Hand und fuchtelte mit der gefühlten 5 m langen Saugdüse hin und her und wollte die angespannte Stimmung des Verkäufers mit dem Satz "Luke, ich bin Dein Steuerberater" aufheitern, gelang mir aber wohl nicht, da sich seine Miene höchstens unter dem Mikroskop verzog.

.er wollte schon aufgeben, als ich an der Seite einen kleinen Bodensauger entdeckte, der von der Grösse her für jeden Hobbit ideal gewesen wäre: kleiner Korpus, dünnes Saugrohr und der Schlauch war so schmal, dass ich bei der Benutzung nicht so rüberkam, als würde ich mit einer Boa Constrictor Lambada tanzen.

Also habe ich mich für den kleinen Saugzwerg entschieden und diesmal verzog sich sogar positiv sichtbar die Miene des leicht transpirierenden Lehrlings.

Ich habe ihm dann - im leicht mütterlichen Ton - erklärt, dass es leider nicht sehr viele Haushaltsgeräte gibt, die Rollifahrer nutzen können und ich deswegen nicht so sehr drauf achte, ob nun ein Gerät zum Testsieger in der Bäckerblume gewählt wurde, sondern dass es in erster Linie drauf ankommt, für mich nutzbar zu sein.
Natürlich könnte ich auch versuchen, jemand anderes für meinen Haushalt zu finden, aber diese Form der Tätigkeit sehe ich als Teil meines Fitness-Programms, welches mir hiflt nicht einzurosten und als positiver Nebeneffekt "saut" meine Wohnung nicht ein..Zwei Fliegen also mit einem symbolischen Paralspray vernichtet.

Ich hab dann auch noch einen Full-HD Fernseher nebst Blu-ray-Player gekauft, die beide am Montag geliefert werden, denn mein alter Grundig feiert dieses Jahr seinen 15. Geburtstag, das sind wohl umgerechnet 237 Menschenjahre und ganz fit ist er wirklich nicht mehr, denn sobald die Raumtemperatur über die 26 Grad-Marke steigt, meint der Ton des Gerätes, er müsse jetzt unbedingt Meeresrauschen imitieren. Also bleibt dann nur die Stummschaltetaste, aber zumindest habe ich dadurch meine Fähigkeiten im Lippenlesen deutlich verbessert..;-)..

Der Verkäufer schien also zum Schluss hin doch noch selig, ob des Geschäftes, das er mit mir gemacht hatte und happy war ich auch, denn alle drei Geräte waren heruntergesetzt, was wiederum meiner halbschwäbischen Spar-Schnäppchen-Seele sehr entgegenkam.

Aber kurz bevor ich dann den Laden verlies, gab ich noch an, dass ich wahrscheinlich im nächsten Jahr wiederkäme, weil ich dann einen neuen Backofen wohl benötigen würde. Nach diesem Hinweis konnte ich im Gesicht des Verkäufers lesen: "Umschulen, ich muss sofort umschulen"...;-)..
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