17
Dez
2014

heute

Heute war wohl einer der schlimmsten, oder zumindest denkwürdigsten Tage meines Lebens..ich habe wahrscheinlich meine Mutter ins Leben zurückgeholt, weiss aber noch nicht, ob das gut oder schlecht war..

Heute morgen um zehn Uhr habe ich ihr Früchstück gemacht, plötzlich sackt sie zusammen und verlor das Bewusstsein, die Atmung setzte auch aus für eine Minute.

In Pankik drisch auf sie ein und sie begann wieder zu atmen, Notarzt kam, nachdem ich durch das Telefon brüllte, ich war hysterisch, aber dennoch bei klarem Verstand. Er brachte sie in die Klinik und dann kam heraus, dass es wohl einen kleiner Hirnschlag wäre..Nach zwei Stunden kam sie wieder zu Bewusstsein und dann war sie nicht mehr die Mutter, die ich bislang kannte, sie war vollkommen aggressiv, schrie mich an, und stiess einer nach der anderen Drohung gegenüber dem Rest der Familie aus.. Das Problem für mich war eben, ich hätte mit organischen oder anderweitigen, körperlichen Störungen umgehen können, aber auf diese drastische Wesensveränderung war ich nicht vorbereitet.

Komischerweise kann ich im Moment weder heulen noch irgendwie sonst lamentieren, bin immer noch auf "ich muss funktionieren" Modus...Habe auch mit der besten Freundin reden können, das half irgendwie...
ich bin immer noch recht ruhig und denke auch sehr sachlich, ist wahrscheinlich so eine Art Mechanismus des Körpers in Stresssitutaionen..

Ich weiss nicht, aber wenn man so zwischen 40 und 50 ist, wird man in dieses kalte Wasser namens "Du bist ab jetzt pfleger und Psychologe Deiner Eltern" hineingeschmissen..und das alles ohne Ausbildung...Ich habe heúte gesehen, welchen enormen Aufwand Pfleger und Ärzte leisten für einen Obulus, bei dem mancher ALG 2 bezieher sagen würde "dafür zuck ich noch nicht mal mit der Wimper beim Wachwerden.."..sorry für das Klischeedenken..Und trotzdem vertraut man diesen Menschen ein Leben an..und es funktioniert irgendwie...grade auch heute, als direkt neben dem Bett meiner Mutter auf der Aufnahmenstation eine junge Frau randalierte und die Ärztin angriff, weil diese sie wieder in eine psychosomatische Klinik einweisen wollte..ich stand daneben und hörte mit einem Ohr meiner Mutter zu, wie sie den Rest der Familie um die Ecke bringen wollte und auf der anderen Seite geriet diese junge Dame völlig ausser Kontrolle und wollte das Klinikequipment auseinandernehmen...wohl Klinikalltag in D an einem Mittwoch..

Dann gab es heute mittag einige Momente, in denen ich dachte, was für eine Familie habe ich eigentlich, eine nahe Blutsverwandte ( Schwester) die sensibler ist, als ein DIN-genormter Rauchmelder und einen Bruder meiner Mutter, der beim kleinsten Problem mit den Füssen aufstampft und dann das Weite sucht..Eigentlich ideale Vorlagen für einen mittelprächtigen Avantgarde-Film von Jean-Luc Godard ( franz. Filmemacher.. ), wer bin dann ich? Der da oben hat mich zwar behindert gemacht, aber im Gegenzug auch nicht ganz unschwach...trotzdem hatte ich heute mittag zwei Gedanken, die mich beschäftigten, der eine war, wenn ich jetzt keine Familie mehr hätte, wäre ich dann (endlich) frei? Was würde ich dann tun? Sicherlich reisen, ich würde mit dem Auto nach Schweden fahren und meinen Briefreund besuchen, mit dem ich schon seit 25 Jahren in Kontakt bin, aber bislang sich kein Treffen ergeben hat, würde auch nach Berlin fahren..einfach mal die Stadt zu erleben und mich am BER Flughafen über meinen sinnlos ausgegebenen Steuerbeitrag ärgern..Vielleicht sollte man diese Gedanken nicht haben, hatte ich aber...

Der andere war, einfach abhauen, vielleicht nach Hause, Decke über den Kof ziehen und der Welt sagen "Dreh Dich einfach mal alleine ohne mich.."..

Und dann gab es noch einen dritten, kleineren Gedanken..: Ich hab in der kleinen Klinikkapelle den da oben gefragt "okay..ich war jetzt eigentlich ganz gut zu meinen Mitmenschen,kann eigentlich meine Mutter noch nicht mal mit Süssstoff um die Ecke bringen...wie wäre es dann mit einem Präsentkorb, so als kleines Zeichen Deiner Anerkennung, ich mach auch immer ein Kreuz und tauche meine Finger stes in das -sicherlich wochenalte Wasser aus Lourdes ( wenn es gut läuft, wenn nicht, ist es dem Wasserhahn, gespeist aus den hiesigen Wasserwerken..)..aber manchmal ist es eben so im Leben, dass ich dann nach oben kucke, wenn eine kleine, beinahe unscheinbare Belohnung kommt und sage "naja, danke, es hätte auch im Höchstfall eine unkomplizierte Darmspiegelung sein können.."

Auf Heiligabend weiss ich noch nicht, ob ich mich darauf freuen soll, das mach ich von den folgenden 4 Tagen abhängig..zumindest aber wird es nicht als das positivster aller Weihnachtshighlights in meine Chronik eingehen...Und auf diesem Wege möchte ich den Firmen Milka, Lindt und McCain ( Pommes und Röstihersteller ) danken, für ernährungstechnische Unterstützung in den letzten Tagen, ich weiss, es sind nicht die vorbildlichsten Vertreter in Sachen gesunder Kost, aber da ich davon nur einmal täglich Gebrauch mache derzeit, dürfte dies vertretbar sein und sie erfüllen ihren Zweck der Sättigung bei mir...

Ich wünsche trotz allem jedem, der das hier liest von Herzen ein frohes Weihnachtsfest und wenn es jemanden gibt, den ihr gernhabt, dann sagt es dieser Person, es könnte vielleicht das letzte Mal sein...

Gute Nacht und bis bald....Schreiben ist wirklich eine Art Therapie..
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