Nachtgedanken
Am Wochenende war ich "im Pott" auf einem Handicap-Treffen. War herrlich, weil "Menschen mit Mobilitätseinschränkungen" zusammenkamen ( ca. 12 Leute ), die sich und ihr Handicap ziemlich gut auf die Schippe nehmen konnten.
Diesmal waren aber auch ein paar "Zaungäste" da, also Herrschaften, die eine Vorliebe für Menschen, in dem Fall Frauen, mit Handicap haben. Allerdings trauten diese sich nicht, näher zu kommen, aber sie haben munter Handy-Fotos gemacht, gestört hat es uns nicht, denn die anwesenden Rollifrauen "standen" entspannt da drüber.
Bis vor ungefähr 8 Jahren wusste ich nicht, dass es sowas überhaupt gibt. Zuerst war ich skeptisch, habe das sogar als "krank" abgetan, aber dann fing ich an, mich näher damit zu beschäftigen.
Und weil ich ohnehin grade dabei war, mich scheiden zu lassen, also etwas Zeit hatte..;-)..habe ich begonnen, Kontakt mit Devotees ( so werden speziell Menschen genannt, die eine Vorliebe für Querschnittgelähmte haben ) aufzunehmen.
Hatte auch ein paar Dates. Das war bisweilen recht interessant.
Die Ausprägung dieser Vorliebe ist sehr vielschichtig.
Sie reicht von einem sehr intensiven Helfersyndrom - hatte mal ein Date mit einem Mann, der wollte unbedingt mein Essen für mich kleinschneiden,ähm ich hatte Erbsen-Steinpilz-Risotto - bis hin zu erotischen Fantasien, in denen Frauen im Rollstuhl High Heels, bzw. Stiefel und enge Röcke tragen ( halterlose Strümpfe sind als Teil dieser Fantasie optional ;-) )..
Dazu muss ich sagen, es gab mal eine Serie auf dem Frauenkanal Sixx namens "Push-Girls" in der 4 junge, sehr attraktive Damen im Rollstuhl genau diese Kleidung trugen, aber inzwischen weiss ich, dass es recht lange gedauert hatte, bis diese Damen gefunden wurden..Und genau da ist die Krux, denn in dieser Serie wurde ein Bild erzeugt, welches in der Realität nur selten stattfindet... denn die meisten Damen im Rolli können aus behindertentechnischen Gründen, diese spärliche Bekleidung nebst hochhackigem Schuhwerk nicht anziehen.
Ich beispielsweise, würde in High-Heels so aussehen, wie eine Figur aus der Augsburger Puppenkiste, der man die Fäden durchtrennt hat, also etwas windschief im Fussbereich, da kein fester Stand möglich ist, aufgrund der Lähmung..;-)..von einem ständigen Verhaken der Absätze auf dem Fussbrett des Rollstuhls ganz zu schweigen.
Eine Zeitlang fand ich das unprickelnd, dass ich mit solchen Fantasien konfrontiert wurde, aber wenn ich dann ehrlich zu mir war und bin, dann hatte und habe ich ja auch Fantasien und das Gute an denen ist, sie müssen ja nicht alle umgesetzt werden..Mein Traummann ist übrigens vom Körperbau her, kanadischer Holzfäller und Erbe einer Schraubendynastie , war Lehrling beim Dalai Lama und hat einen Harvard Abschluss..;-) ( habe mal gelesen, man soll sich grosse Ziele setzen, dann kommt man der "Sache" verdammt nahe ;-) )
Je mehr Kontakt ich zu Devotees hatte, umso mehr wuchs mein Verständnis, wobei ich aber auch sagen muss, dass ich da keine universelle Mutter Teresa bin, denn natürlich gibt es auch Herrschaften mit dieser Vorliebe, die scheinbar nicht den Knall gehört haben, sprich, die sehen nur die Behinderung, masturbieren sich einen Wolf und das war es auch schon, ein wirklicher Kontakt so mit Konversation und wirklichem Interesse an der Person, die an der Behinderung "mit dranhängt", ist nicht gegeben.
Dann gibt es wiederum welche, die glauben, dass man als Behinderte dankbar sein müsste, dass sich ein Nichtbehinderter näher für sie interessiert, was vielleicht auch damit zu tun hat, dass derjenige mit "Fussgänger-Damen" schlechte Erfahrungen gemacht hat und nun seinen Fokus auf gehandicappte Ladies richtet, mit dem Gedanken "die kann mir ja nicht weglaufen"...
mmhmm finden Sie nun die Fehler in diesem Bild..gehandicappte Ladies können durchaus weglaufen, wenn sie das Gefühl haben, das passt nicht, sie sind unter Umständen mit dem Rolli sogar schneller..;-)..
Aber natürlich gibt es auch die freundlichen und respektvollen Devotees, die wirklich eine gute Kinderstube hatten und sich immer noch an deren Einrichtung erinnern- und dann auch nutzen können im Umgang mit einer gehandicappten Dame. ;-)
Wobei aber dann des öfteren auch hier eine Schwierigkeit auftaucht. Diese Herrschaften leben meist in einer festen Beziehung, bei der der Partner keine Behinderung hat und oftmals weiss auch das nähere Umfeld nichts von einer Vorliebe für eine Behinderung, weil vielleicht die Traute fehlt, dies öffentlich zuzugeben.
Mir hat einmal ein Mann sehr ehrlich gesagt, dass er mich niemals seiner Familie vorstellen könnte, weil "wie würde das denn aussehen und wie sollte ich das dann erklären"...habe zwar seine Ehrlichkeit gewürdigt, aber ein wirkliches Verständnis hatte ich danach nicht mehr, denn wie würde er sich denn fühlen, wenn ich das Gleiche über ihn sagen würde, wäre ich an seiner statt?..
Habe irgendwie das Gefühl, dass in manchen Köpfen von den Devotees die Vorstellung herrscht, dass eine öffentliche Beziehung zu einer Behinderten gesellschaftlich nicht wirklich akzeptiert werden könnte, weil vielleicht der Gedanke aufkommen würde "hat der denn keine NORMALE gefunden?"..
Aber nicht nur aus persönlichem Interesse denke ich, dass dies eine Illusion ist, weil man sich seine eigene Wahrnehmung selbst erschafft und sie sich bisweilen viel schwieriger ausmalt, als die dann tatsächlich sein könnte.
Ich finde es schon schön und schmeichelhaft, dass ich zusammen mit meiner Behinderung bei dem einen oder anderen im Fokus seiner Begierde bin, schliesslich geniesst man es doch, wenn man als attraktiv und anziehend gilt.
Aber egal wie eloquent, attraktiv oder interessant ich als Behinderte für jemanden bin, letztenendes liegt es nicht bei mir, dass sich jemand für mich "öffentlich" entscheidet.
Aber nichtsdestotrotz bedeutet dies auch nicht, dass ich im Turmzimmer als heimliche Affäre darauf warten muss, ob und wie jemand handelt, denn diese Entscheidung ist keine einseitige Angelegenheit, aber manche behinderte Frauen glauben dies anscheinend und sehen sich dadurch schwächer, als sie es tatsächlich sind.
Und genau an diesem Punkt findet auch wieder eine Inklusion statt, denn es gibt auch genügend nichtbehinderte Damen, die über Jahre hinweg Teil einer Affäre sind und sich vielleicht schon damit abgefunden haben, aber irgendwie vielleicht nicht merken, dass ihre Selbstachtung darunter leiden könnte.
Nachtrag zu den letzten beiden Abschnitten, weil es irgendwie zu opferrollen und haudraufmässig klang..Niemand muss natürlich leben, wie ein Mönch oder eine Nonne, und/oder sich für den Prinzen oder die Prinzessin aufsparen, diese "speziellen Royals" gibt es wahrscheinlich eh nur in Büchern oder Filmen..;-)..aber ein bissel mehr Realitätsempfinden, Selbstbewusstsein und Respekt können ziemlich anziehend sein und geben einem selbst ein gutes Gefühl..
Schönen Tag!
Diesmal waren aber auch ein paar "Zaungäste" da, also Herrschaften, die eine Vorliebe für Menschen, in dem Fall Frauen, mit Handicap haben. Allerdings trauten diese sich nicht, näher zu kommen, aber sie haben munter Handy-Fotos gemacht, gestört hat es uns nicht, denn die anwesenden Rollifrauen "standen" entspannt da drüber.
Bis vor ungefähr 8 Jahren wusste ich nicht, dass es sowas überhaupt gibt. Zuerst war ich skeptisch, habe das sogar als "krank" abgetan, aber dann fing ich an, mich näher damit zu beschäftigen.
Und weil ich ohnehin grade dabei war, mich scheiden zu lassen, also etwas Zeit hatte..;-)..habe ich begonnen, Kontakt mit Devotees ( so werden speziell Menschen genannt, die eine Vorliebe für Querschnittgelähmte haben ) aufzunehmen.
Hatte auch ein paar Dates. Das war bisweilen recht interessant.
Die Ausprägung dieser Vorliebe ist sehr vielschichtig.
Sie reicht von einem sehr intensiven Helfersyndrom - hatte mal ein Date mit einem Mann, der wollte unbedingt mein Essen für mich kleinschneiden,ähm ich hatte Erbsen-Steinpilz-Risotto - bis hin zu erotischen Fantasien, in denen Frauen im Rollstuhl High Heels, bzw. Stiefel und enge Röcke tragen ( halterlose Strümpfe sind als Teil dieser Fantasie optional ;-) )..
Dazu muss ich sagen, es gab mal eine Serie auf dem Frauenkanal Sixx namens "Push-Girls" in der 4 junge, sehr attraktive Damen im Rollstuhl genau diese Kleidung trugen, aber inzwischen weiss ich, dass es recht lange gedauert hatte, bis diese Damen gefunden wurden..Und genau da ist die Krux, denn in dieser Serie wurde ein Bild erzeugt, welches in der Realität nur selten stattfindet... denn die meisten Damen im Rolli können aus behindertentechnischen Gründen, diese spärliche Bekleidung nebst hochhackigem Schuhwerk nicht anziehen.
Ich beispielsweise, würde in High-Heels so aussehen, wie eine Figur aus der Augsburger Puppenkiste, der man die Fäden durchtrennt hat, also etwas windschief im Fussbereich, da kein fester Stand möglich ist, aufgrund der Lähmung..;-)..von einem ständigen Verhaken der Absätze auf dem Fussbrett des Rollstuhls ganz zu schweigen.
Eine Zeitlang fand ich das unprickelnd, dass ich mit solchen Fantasien konfrontiert wurde, aber wenn ich dann ehrlich zu mir war und bin, dann hatte und habe ich ja auch Fantasien und das Gute an denen ist, sie müssen ja nicht alle umgesetzt werden..Mein Traummann ist übrigens vom Körperbau her, kanadischer Holzfäller und Erbe einer Schraubendynastie , war Lehrling beim Dalai Lama und hat einen Harvard Abschluss..;-) ( habe mal gelesen, man soll sich grosse Ziele setzen, dann kommt man der "Sache" verdammt nahe ;-) )
Je mehr Kontakt ich zu Devotees hatte, umso mehr wuchs mein Verständnis, wobei ich aber auch sagen muss, dass ich da keine universelle Mutter Teresa bin, denn natürlich gibt es auch Herrschaften mit dieser Vorliebe, die scheinbar nicht den Knall gehört haben, sprich, die sehen nur die Behinderung, masturbieren sich einen Wolf und das war es auch schon, ein wirklicher Kontakt so mit Konversation und wirklichem Interesse an der Person, die an der Behinderung "mit dranhängt", ist nicht gegeben.
Dann gibt es wiederum welche, die glauben, dass man als Behinderte dankbar sein müsste, dass sich ein Nichtbehinderter näher für sie interessiert, was vielleicht auch damit zu tun hat, dass derjenige mit "Fussgänger-Damen" schlechte Erfahrungen gemacht hat und nun seinen Fokus auf gehandicappte Ladies richtet, mit dem Gedanken "die kann mir ja nicht weglaufen"...
mmhmm finden Sie nun die Fehler in diesem Bild..gehandicappte Ladies können durchaus weglaufen, wenn sie das Gefühl haben, das passt nicht, sie sind unter Umständen mit dem Rolli sogar schneller..;-)..
Aber natürlich gibt es auch die freundlichen und respektvollen Devotees, die wirklich eine gute Kinderstube hatten und sich immer noch an deren Einrichtung erinnern- und dann auch nutzen können im Umgang mit einer gehandicappten Dame. ;-)
Wobei aber dann des öfteren auch hier eine Schwierigkeit auftaucht. Diese Herrschaften leben meist in einer festen Beziehung, bei der der Partner keine Behinderung hat und oftmals weiss auch das nähere Umfeld nichts von einer Vorliebe für eine Behinderung, weil vielleicht die Traute fehlt, dies öffentlich zuzugeben.
Mir hat einmal ein Mann sehr ehrlich gesagt, dass er mich niemals seiner Familie vorstellen könnte, weil "wie würde das denn aussehen und wie sollte ich das dann erklären"...habe zwar seine Ehrlichkeit gewürdigt, aber ein wirkliches Verständnis hatte ich danach nicht mehr, denn wie würde er sich denn fühlen, wenn ich das Gleiche über ihn sagen würde, wäre ich an seiner statt?..
Habe irgendwie das Gefühl, dass in manchen Köpfen von den Devotees die Vorstellung herrscht, dass eine öffentliche Beziehung zu einer Behinderten gesellschaftlich nicht wirklich akzeptiert werden könnte, weil vielleicht der Gedanke aufkommen würde "hat der denn keine NORMALE gefunden?"..
Aber nicht nur aus persönlichem Interesse denke ich, dass dies eine Illusion ist, weil man sich seine eigene Wahrnehmung selbst erschafft und sie sich bisweilen viel schwieriger ausmalt, als die dann tatsächlich sein könnte.
Ich finde es schon schön und schmeichelhaft, dass ich zusammen mit meiner Behinderung bei dem einen oder anderen im Fokus seiner Begierde bin, schliesslich geniesst man es doch, wenn man als attraktiv und anziehend gilt.
Aber egal wie eloquent, attraktiv oder interessant ich als Behinderte für jemanden bin, letztenendes liegt es nicht bei mir, dass sich jemand für mich "öffentlich" entscheidet.
Aber nichtsdestotrotz bedeutet dies auch nicht, dass ich im Turmzimmer als heimliche Affäre darauf warten muss, ob und wie jemand handelt, denn diese Entscheidung ist keine einseitige Angelegenheit, aber manche behinderte Frauen glauben dies anscheinend und sehen sich dadurch schwächer, als sie es tatsächlich sind.
Und genau an diesem Punkt findet auch wieder eine Inklusion statt, denn es gibt auch genügend nichtbehinderte Damen, die über Jahre hinweg Teil einer Affäre sind und sich vielleicht schon damit abgefunden haben, aber irgendwie vielleicht nicht merken, dass ihre Selbstachtung darunter leiden könnte.
Nachtrag zu den letzten beiden Abschnitten, weil es irgendwie zu opferrollen und haudraufmässig klang..Niemand muss natürlich leben, wie ein Mönch oder eine Nonne, und/oder sich für den Prinzen oder die Prinzessin aufsparen, diese "speziellen Royals" gibt es wahrscheinlich eh nur in Büchern oder Filmen..;-)..aber ein bissel mehr Realitätsempfinden, Selbstbewusstsein und Respekt können ziemlich anziehend sein und geben einem selbst ein gutes Gefühl..
Schönen Tag!
zwei-cent-senfglas - 3. Jun, 14:58
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