Der Ton macht die Musik oder doch die Wortwahl?
Eine liebe Freundin hat mich mit ihren Eindrücken auf die Idee dieses Beitrags gebracht.
In den letzten Wochen hat man ja des öfteren Dokus über Menschen mit Behinderungen gesehen, was ja im ersten Moment durchaus löblich ist..Was aber stets einen schalen Beigeschmack hatte, war die oftmals mitleidserregende Wortwahl in den Kommentaren.
Beispiele :
"Sie meistert tapfer ihr Schicksal"
"Er leidet an XY"
"Ihre Welt ist stumm"
"Er ist an den Rollstuhl gefesselt"..
Da kommt wirklich Freude auf, wenn man sowas liest, oder?
Nein? Jetzt echt nicht? Stimmt, geht mir genauso..
Wenn man als nichtbehinderter Journalist sich mit dem Thema Behinderung beschäftig, dann würde ich mir wünschen, dass er/sie wesentlich unvoreingenommener an die Sache herangeht und nicht beim Schreiben Bilder im Kopf hat, die eher Ähnlichkeiten haben, mit den Zuständen in "handelsüblichen" Waisenhäusern, die man aus den Romanen von Charles Dickens kennt..
Ich muss keine Schwefelhölzer verkaufen, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen, dafür gibt es inzwischen barrierefreie Büros mit Internetanschluss, noch leide ich..und zum Lachen gehe ich auch nicht in den Keller ( mein Fahrstuhl fährt ohnehin nur bis ins Erdgeschoss.)
Und an den Rollstuhl wäre ich nur dann gefesselt, wenn ich einen SM-Fetisch hätte und selbst dann würde ich sicherlich nicht den Rollstuhl als "Ort der gewünschten Verschnürung" wählen.
Journalismus möchte informieren, für Quoten oder gute Verkaufszahlen sorgen, alles gut und schön..
Aber durch solche Phrasen wird ein vollkommen falsches Bild erzeugt. Okay, es gibt sicherlich den einen oder anderen Behinderten, der nach aussen hin so wirkt und über sich spricht, als wäre er das Leiden Christi in Flaschen abgefüllt..
aber das hat nichts mit der Behinderung zu tun, sondern ist eine hauseigene Einstellung, bei der das Handicap höchstens als eine Art Verstärker dient.
Hätte derjenige keine Behinderung, dann wäre sein Leben nicht automatisch besser und die spezielle "Flaschenabfüllung" würde es dann trotzdem geben, nur eben mit einem anderen Inhalt ( Politik, Religion, Staat, oder Bayern München ist schon wieder Deutscher Meister..;-)..es gibt also genug Ersatzthemen, die man stattdessen wählen kann)
Falls dies also ein Journalist lesen sollte: Bitte vielleicht einmal darüber nachdenken, ob man diese Phrasen nicht in Zukunft sein lassen könnte..weil sie es den Behinderten nicht grade einfach machen, solche Worte suggerieren nun mal ein permanentes Leiden, und nur der Tod scheint die Rettung zu bringen..Das wird aber dann ziemlich doof, wenn man Atheist ist...;-)
Es nervt doch auch sicherlich den einen oder anderen aus der Zunft, falls er mal beim Zappen bei "Bauer sucht Frau" landen sollte und dann dort diese unsäglichen Adjektive wie: "der fidele Fischwirt" oder "der verliebte Schweinebauer" sich anhören muss..
..wer denkt sich eigentlich sowas aus? Und vor allem, auf welcher Journalisten-Schule lernt man sowas? Wenn dort nebenher noch Tannenbäume und Buchsbaumhecken gezüchtet werden, dann habe ich keine weiteren Fragen mehr...;-)
In den letzten Wochen hat man ja des öfteren Dokus über Menschen mit Behinderungen gesehen, was ja im ersten Moment durchaus löblich ist..Was aber stets einen schalen Beigeschmack hatte, war die oftmals mitleidserregende Wortwahl in den Kommentaren.
Beispiele :
"Sie meistert tapfer ihr Schicksal"
"Er leidet an XY"
"Ihre Welt ist stumm"
"Er ist an den Rollstuhl gefesselt"..
Da kommt wirklich Freude auf, wenn man sowas liest, oder?
Nein? Jetzt echt nicht? Stimmt, geht mir genauso..
Wenn man als nichtbehinderter Journalist sich mit dem Thema Behinderung beschäftig, dann würde ich mir wünschen, dass er/sie wesentlich unvoreingenommener an die Sache herangeht und nicht beim Schreiben Bilder im Kopf hat, die eher Ähnlichkeiten haben, mit den Zuständen in "handelsüblichen" Waisenhäusern, die man aus den Romanen von Charles Dickens kennt..
Ich muss keine Schwefelhölzer verkaufen, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen, dafür gibt es inzwischen barrierefreie Büros mit Internetanschluss, noch leide ich..und zum Lachen gehe ich auch nicht in den Keller ( mein Fahrstuhl fährt ohnehin nur bis ins Erdgeschoss.)
Und an den Rollstuhl wäre ich nur dann gefesselt, wenn ich einen SM-Fetisch hätte und selbst dann würde ich sicherlich nicht den Rollstuhl als "Ort der gewünschten Verschnürung" wählen.
Journalismus möchte informieren, für Quoten oder gute Verkaufszahlen sorgen, alles gut und schön..
Aber durch solche Phrasen wird ein vollkommen falsches Bild erzeugt. Okay, es gibt sicherlich den einen oder anderen Behinderten, der nach aussen hin so wirkt und über sich spricht, als wäre er das Leiden Christi in Flaschen abgefüllt..
aber das hat nichts mit der Behinderung zu tun, sondern ist eine hauseigene Einstellung, bei der das Handicap höchstens als eine Art Verstärker dient.
Hätte derjenige keine Behinderung, dann wäre sein Leben nicht automatisch besser und die spezielle "Flaschenabfüllung" würde es dann trotzdem geben, nur eben mit einem anderen Inhalt ( Politik, Religion, Staat, oder Bayern München ist schon wieder Deutscher Meister..;-)..es gibt also genug Ersatzthemen, die man stattdessen wählen kann)
Falls dies also ein Journalist lesen sollte: Bitte vielleicht einmal darüber nachdenken, ob man diese Phrasen nicht in Zukunft sein lassen könnte..weil sie es den Behinderten nicht grade einfach machen, solche Worte suggerieren nun mal ein permanentes Leiden, und nur der Tod scheint die Rettung zu bringen..Das wird aber dann ziemlich doof, wenn man Atheist ist...;-)
Es nervt doch auch sicherlich den einen oder anderen aus der Zunft, falls er mal beim Zappen bei "Bauer sucht Frau" landen sollte und dann dort diese unsäglichen Adjektive wie: "der fidele Fischwirt" oder "der verliebte Schweinebauer" sich anhören muss..
..wer denkt sich eigentlich sowas aus? Und vor allem, auf welcher Journalisten-Schule lernt man sowas? Wenn dort nebenher noch Tannenbäume und Buchsbaumhecken gezüchtet werden, dann habe ich keine weiteren Fragen mehr...;-)
zwei-cent-senfglas - 2. Apr, 14:47
326 mal gelesen
zwei-cent-senfglas - 3. Apr, 13:09
Liebes Fräulein...;-)..
das hast Du wunderbar reflektiert!!! Vielen Dank!!! Die Vorstellung von der stets leidenden Heldin ist mir schon sehr oft begegnet.
Und selbst wenn Du dagegen argumentierst, dann wird es Dir immer wieder als fröhliche Maske attestiert, die den eigentlich harten Alltag einer Gehandicappten überdecken will..aber ich steh nun mal nicht jeden Tag auf, klatsch mir die Tarnfarbe ins Gesicht, schubbs Rambo aus dem Weg und stelle mich an seiner statt den Gefahren....denn der Rambo-Dschungel ist nun mal nicht barrierefrei..;-)..ich nehm stattdessen die asphaltierte Bundesstrasse und fahre brav zur Arbeit..langweilig..gell..?
das hast Du wunderbar reflektiert!!! Vielen Dank!!! Die Vorstellung von der stets leidenden Heldin ist mir schon sehr oft begegnet.
Und selbst wenn Du dagegen argumentierst, dann wird es Dir immer wieder als fröhliche Maske attestiert, die den eigentlich harten Alltag einer Gehandicappten überdecken will..aber ich steh nun mal nicht jeden Tag auf, klatsch mir die Tarnfarbe ins Gesicht, schubbs Rambo aus dem Weg und stelle mich an seiner statt den Gefahren....denn der Rambo-Dschungel ist nun mal nicht barrierefrei..;-)..ich nehm stattdessen die asphaltierte Bundesstrasse und fahre brav zur Arbeit..langweilig..gell..?
Bei der Begegnung mit einem behinderten Menschen fällt "uns" immer noch meist zuerst das Defizit ins Auge, wir sehen als erstes den Rollstuhl, einen Blindenstock, ein fehlendes Körperteil oder ähnliches (und, ja, ich bin mir ziemlich sicher, dass es kaum jemanden geben wird, der mit Bestimmtheit sagen kann, bei der Begegnung mit einem Menschen im Rollstuhl seien ihm oder ihr als erstes die faszinierenden blauen Augen, die niedlichen Grübchen beim Lächeln, das Lachen oder was auch immer aufgefallen ;-) - aber das ist hier und jetzt ohne weitere Bedeutung!)
Wenn wir dann im Gespräch erfahren, dass derjenige sein Leben lebt - mit all den kleinen und großen Freuden des Alltags, den Widrigkeiten und den Menschen und Lebensbegleitern, die uns allen mal mehr oder mal weniger auf die Nerven fallen, stellen wir fest, dass es da im Regelfall (!!) keine allzu gravierenden Unterschiede gibt, dass er/sie recht zufrieden mit seinem/ihrem Leben ist (mal mehr, mal weniger!) und dass lediglich aufgrund der Behinderung und der Folgen, die sie im Alltag eben so nach sich zieht, gewisse Abläufe anders sind. Dass sich beispielsweise jemand im Rollstuhl bewegt anstatt auf den eigenen Beinen.
Und manchmal stellen wir uns dann vielleicht auch die Frage "Wo wäre ich wenn ich an seiner/ihrer Stelle wäre? Hätte ich das auch geschafft? Würde ich genauso denken oder wäre ich verbittert?"
Ich denke, wir sehen in dem Augenblick nur das was uns fehlen würde, was wir nicht oder nicht mehr könnten, was wir "verloren" hätten, wenn wir uns von einem Moment auf den anderen in dieser Situation wiederfinden würden - wir sehen da wohl eher zudem den Verlust einer gewissen "Lebensqualität" und einem gewissen "Lebenstandard" und ich denke das nötigt uns dann doch einen gewissen Respekt ab, und manchmal auch ein klein wenig Bewunderung (das ist keine Wertung!)
Möglicherweise auch umso mehr, als das uns zeigt, dass körperliche Unversehrtheit und "Gesundheit" eben keine Selbstverständlichkeit sind, sondern dass sich unser Leben manchmal mit einem Wimpernschlag ändern kann.
Vielleicht neigen wir aber auch dazu gerade vor diesem Hintergrund (zudem genauso diese kleinen, fiesen Hindernisse im Alltag gehören!) in demjenigen/derjenigen eine Art "Held" oder eben "Heldin" zu sehen - vor allem wohl in den Menschen mit einer körperlichen Einschränkungen nach einem schweren Unfall oder aufgrund der Folgen und/oder einer unter Umständen unheilbaren Erkrankung, die jeden von uns jederzeit unvorbereitet treffen kann (angefangen vom Schlaganfall bis hin zu MS und ähnlichem).
Helden sind außerordentlich tapfer, stellen sich Herausforderungen, die den "Normalsterblichen" unmöglich erscheinen und Helden müssen "leiden"... das war doch schon in der Antike so ;-)
(wenngleich sie heute auch unter dem wie ich finde bisweilen nachlässigen, rücksichts- und gedankenlosen Umgang mit unserer Sprache zu leiden haben)