31
Aug
2014

Streitkultur - vom Aussterben bedroht?

Was bedeutet Streiten ? Ich glaube, die meisten denken dabei, dass es primär um Recht und Unrecht geht, bzw. seinen Standpunkt mit allen Mitteln zu verteidigen.

Ich war zwar nicht dabei, aber soweit ich weiss, hatten die Herren damals in Griechenland eine andere Meinung darüber.
Laut deren Ansicht, bedeutete ein Streit, bzw. eine Debatte, zwar die eigene Meinung zu vertreten, aber auch darauf Rücksicht zu nehmen, dass unterschiedliche Menschen unterschiedliche Meinungen haben und diese dann auch zu akzeptieren oder zumindest anderen das Recht zuzugestehen, einen Standpunkt zu besitzen, der nicht mit der eigenen Meinung konform geht.

Klingt alles ganz toll und ich würde auch ganz brav Ähnliches formulieren, würde man mich fragen, wie ich Streit definiere, zumindest wenn ich in dem Moment nicht selbst betroffen wäre.

Was ist aber, wenn aus der schönen, fast schon idyllischen Streit-Theorie, plötzlich Praxis wird und eine Meinunsgverschiedenheit sich anbahnt. Und dabei kommt es noch nicht mal so sehr auf den Grund des Problems an, sondern wie ein Konflikt ausgetragen wird.

Was bleibt dann noch übrig vom "Wir besitzen zwar nicht die gleichen Standpunkte, werden aber trotzdem versuchen, eine Lösung zu finden"?

Zumindest nicht viel, wenn ich da an die Auseinandersetzungen in der letzten Woche zwischen den Chefs von unserer Firma und eines
Kunden denke.

Ich hatte das - mehr oder weniger zweifelhafte Vergnügen - ganz ohne Eintrittsgeld und Vorab-Kartenreservierung, Zeugin sein zu dürfen, wie sich erwachsene Männer bis fast in den "An die Gurgel geh" Bereich "vorgestritten" haben.
Dagegen war der Kampf ums Feuermachen, damals in den Steinzeithöhlen gradezu ein Sommerfest der UNO.
Hatte schon mit dem Gedanken gespielt, einen Eimer Wasser zu besorgen, um im Notfall die beiden BWL-Gladiatoren zu trennen.

Zumindest hat es gezeigt, dass eine höhere kaufmännische Ausbildung nicht automatisch der Garant ist, um ein Problem für beide Seiten friedlich zu lösen.

Okay, das klingt jetzt ein wenig nach pauschalem Urteil. Aber letztenendes scheint es mir so, dass bei der (Aus)-Bildung zu wenig darauf geachtet wird, eine vernünftige Streitkultur zu erlernen.

Vielleicht sind aber auch die meisten gar nicht bereit dazu, dies sich anzueignen, bzw. zu bedenken, weil sie jedwede Form von Kritik - und sei sie noch so konstruktiv - als persönlichen Angriff betrachten und daher den emotionalen Drang verspüren "zurückzuschlagen".

Es mag unter Umständen daran liegen, das für die meisten gilt "wenn ich Recht habe, dann hat der andere Unrecht und das muss ich unbedingt dem "Dösbaddel" klarmachen" und wenn es nötig ist, dann bediene ich mich eben aus dem Bereich unterhalb der Gürtellinie, wenn mein Gegenüber zu "beratungsresistent" ist."

Gibt es aber sowas wie Recht und Unrecht überhaupt?
Ich meine jetzt nicht als festgeschriebenes Gesetz, sondern in der Realität.

Es gab - und gibt es leider Gottes heute noch - genügend Beispiele für unrechtes, verabscheuungswürdiges Verhalten. Und trotzdem fühlten und fühlen sich diejenigen, die diese Greueltaten ausgeführt haben, im Recht. Obwohl das nichts anderes ist, als ein Ausdruck von Machtwunsch und Überlegenheitsgefühl.

Der letzte Abschnitt hat sicherlich nicht mehr viel mit dem eigentlichen Thema "vernünftige Streitkultur" zu tun , aber ich glaube, dass genau darin der Schlüssel liegt, um tiefgreifende Eskalationen zu verhindern, bzw. zumindest durch Reflektion, sich in den anderen hineinzuversetzen, Fairness-Regeln zu beachten und Zeiten des Nachdenkens zu erlauben, vielleicht die Möglichkeit geschaffen wird, einigen Anfängen zu wehren, wenn auch leider wohl nicht allen....
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